Samstag, 15. März 2008

Finanzkrise spitzt sich zu: Bernanke ordnet Bailout an

Kaum hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Regierungen aufgefordert, sich auf staatliche Interventionen in den Markt vorzubereiten, um das Entstehen einer möglichen Abwärtsspirale am Finanzmarkt infolge der Notverkäufe von Hedge Fonds und anderen Investoren zu unterbinden, kündigte das Weisse Haus ein umfangreiches Massnahmenpaket an. Zwei Tage davor hatte die amerikanische Notenbank (Fed) sich bereit erklärt, illiquide Wertpapiere, die mit Hypotheken niedriger Bonität besichert sind und für sie es keine Marktpreise gibt, als Kollateral für Geldspritzen anzunehmen. Es gilt nämlich eine systemische Gefahr zu verhindern. Finanzminister Henry Paulson will nun landesweite Lizenzstandards für Hypotheken-Broker einführen. Zudem sollen Finanzinstitute, die Kredite vergeben und verbriefte Produkte an Investoren verkaufen, ihre Bewertung zu Kreditderivaten offenlegen. Mögliche Interessenkonflikte bei der Bewertung sollen abgeschnitten werden. Ferner appelierte Paulson an Kreditinstitute, ihre Kapitalbasis zu stärken und die Dividendenpolitik zu überdenken. Die Einzelheiten werden laut Finanzminister später bekanntgegeben. Das Vorhaben scheint jedoch bei nüchterner Betrachtung darauf abzuzielen, ähnliche Krisen in Zukunft abzuwenden. Am gegenwärtigen Finanzdebakel können die Massnahmen kaum etwas anrichten.

Wie dramatisch die Lage ist, belegt ferner die Rettungsaktion der amerikanischen Notenbank New York und einer US-Investmentbank für die Bank Bear Stearns. Die Nachricht versetzte Anleger in Schock. Der Dow Jones gab zu Handelsbeginn rund 200 Punkte ab. Die Fed New York und JP Morgan stellen nun der 5. grössten Investmentbank an der Wall Street kurzfristig Gelder (zunächst 28 Tage) zur Verfügung, um einen Liquiditätsengpass der betreffenden Bank zu verhindern. Inzwischen ist das Anlegervertrauen erheblich zerstört. Die Fed bemüht sich tatkräftig, mit Hilfe der neu geschaffenen Fazilität (Term Securities Lending Facility, TSLF) die Spannungen am Markt zu lindern, indem sie 200 Mrd. Dollar zur Verfügung stellt. Im Rahmen der TSLF-Tauschaktion akzeptiert die Notenbank nämlich auch Hypothekenanleihen als Pfand für die Kreditvergabe. Die Rettungsaktion ist aber eigentlich eine Bail-out Massnahme für die Banken. Die Notenbank begründete ihre Entscheidung, „die Funktionsfähigkeit des gesamten Finanzsystems“ zu gewährleisten. Wie geht es weiter? Niemand weist genau. Anleger fliehen in Rohstoffe und Gold.

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