Samstag, 22. März 2008

Internationale Finanzkrise: Wie sollen sich Anleger verhalten?

Die US-Notenbank (Fed) hat ihre Leitzinsen seit August vergangenen Jahres um insgesamt 300 Basispunkte (3 Prozent) gesenkt. Der Realzins liegt indes unter Null. Das heisst, dass die Inflationsrate deutlich höher notiert als der Leitzins (2,25 Prozent). Die amerikanische Regierung hat ein Konjunkturpakett mit einem Volumen von 170 Mrd. Dollar verabschiedet. Die fünftgrösste US-Investmentbank ist inzwischen gescheitert. Immer mehr amerikanische Bürger können ihre Hypothekenschulden nicht bedienen. Nouriel Roubini, amerikanischer Ökonom und einer der angesehensten Wirtschaftsprofessoren der Vereinigten Staaten (Stern Scholl of Business in New York) vertritt die Meinung, dass Amerika die grösste Immobilienblase seit der grossen Depression erlebe. Die Konsumenten können kein Geld mehr ausgeben und sparen wenig, sagt er. Roubini ist der Ansicht, dass etliche Banken einfach zusammenbrechen werden, wenn „wir sie nicht verstaatlichen“.

Auch in Europa werden Stimmen laut, die nach Staat rufen. Deutsche Bank-Vorstandschef Josef Ackermann will in diesem Zusammenhang die Verantwortung für die Beendigung der Finanzkrise an den Staat übergeben. Ackermann begrüsst die jüngsten Liquiditätsspritzen der Fed und fordert aber weitere Schritte. Seiner Meinung nach können Banken allein die Situation nicht retten. „Wir haben nicht die Zeit, zu warten, bis der US-Häusermarkt über Jahre das Ungleichgewicht abbaut“, sagte er. Ein Abbau würde zu lange dauern. Damit setzt sich Ackermann dafür ein, dass die faulen Hypothekenkredite durch den Staat aufgekauft werden sollen. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sieht durch die aktuelle Finanzkrise klare Abwärtsrisiken für die deutsche Konjunktur. In einem Gastbeitrag für eine Sonntagszeitung schreibt er, dass das internationale Finanzsystem sich in der schlimmsten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg befindet. Die aktuelle Finanzkrise ist also nicht zu unterschätzen. Die Lage ist ernster als das Platzen der Dotcom-Blase an den Aktienmärkten zu Jahrtausendwende. Das Vertrauensverlust verbreitet sich wie ein Lauffeuer von einem Marktsegment zum anderen. Die Krise ging vom amerikanischen Häusermarkt (Subprime-Segment) aus. Die Liquiditätskrise hat jedoch mittlerweile Hedge Fonds, Beteiligungsgesellschaften und Versicherer erfasst. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA beträgt (per 2007) 9'560 Mrd. Euro. Der Markt für Mortgage Backed Securities (MBS=mit hypothekendarlehen besicherten Wertpapiere) hat einen Wert von rund 6'100 Mrd. Dollar. Rund 2'000 Mrd. Dollar davon sind in riskanten „non-agency securities“, d.h. dass sie von den staatlichen Hypothekagenturen Fannie Mae und Freddie Mac nicht garantiert werden.
Wann wird aber die derzeitige Finanzkrise enden? Experten sind sich einig drin, dass sich erst die Häuserpreise stabilisieren müssen. Wie sollen sich Anleger verhalten? Der erste Rat lautet, nicht in Panik geraten. Sich von den News, die sich an Dramatik überbieten, nicht zu einem Day-Trader mutieren lassen. Vom eingeschlagenen, langfristigen Kurs nicht abweichen. Jetzt nur noch feinsteuern. Das heisst, den mittleren Kurs etwas anpassen. Horizont am Blick behalten. Leichter gesagt als getan, aber es gibt derzeit keinen Anlass für Aktionismus. Der Versuch, das perfekte Timing zu erwischen, wäre in diesem Marktumfeld ein Desaster.

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