Donnerstag, 10. April 2008

Boom folgt Boom

Der Boom ist vorbei. Die Spekulationsblase auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ist geplatzt. Die meisten Familien hatten aber von der Expansion ohnehin nicht viel gespürt. Das belegen die aktuellen Zahlen. Zu Beginn des Jahres 2000 hat der Medianwert des Familien-Realeinkommens 61'000 Dollar betragen. Im Vorjahr ging der Aufschwung zu Ende und der neue Wert des Realeinkommens der durchschnittlichen Familien sieht mit 60'500 Dollar weniger aus, wie in einem Bericht von The New York Times hervorgehoben wird. Das Einkommen der breiten Mittelschicht stagniert, während das Reichtum der oberen Schicht ungeheuer weiter wächst.

Dabei hatte sich das Einkommen der Durchschnittsfamilien von späten 1940er Jahren bis in die 1970er Jahre verdoppelt. Von dort an nimmt das Wohlstands- und Einkommensgefälle zu. In dem zitierten Artikel wird der Schluss gezogen, dass die moderne amerikanische Wirtschaft die Früchte ihres Wachstums zu einem schmalen Anteil der Bevölkerung zukommen lässt. Zugleich stellt aber der nächste Boom die Weltwirtschaft vor einem neuen, grossen Problem: Der Agrarboom. Auf der ganzen Welt steigen die Lebensmittelpreise. Die Verbraucher greifen immer tiefer in die Tasche. In Ägypten soll es am Sonntag durch hungrige Textilarbeiter zu Unruhen gekommen sein. In Philippinen, dem weltgrössten Reis-Importeur wurde ein eiliges Massnahmenpaket geschnürt, wonach Spekulanten, welche Reis horten, mit Gefängnisstrafe bedroht werden. Grossproduzent Vietnam hat indes Ausfuhrbeschränkungen für Reis verhängt.

Die tiefen Lagerbestände, die anhaltend hohe Nachfrage v.a. aus China und Indien und der neue Bedarf nach Biokraftstoff sind Faktoren, die für einen Preisanstieg sorgen. Neben klimatischen Bedingungen (Dürre, Überschwemmungen, Wirbelstürme usw.) spielen auch andere Faktoren wie Schädlinge und Seuchen eine wichtige Rolle. Laut OECD sind v.a. sog. Schwellenländer (China, Indien, usw.) seit 2004 für rund 90% der Zunahme des weltweiten Rohstoffverbrauchs verantwortlich. Die UNO hat am Dienstag davor gewarnt, dass die anhaltend steigende Lebensmittelpreise weltweit die politische Stabilität gefährden. Die Weltbank hat bereits eine Liste mit 33 Staaten publiziert, in denen soziale Unruhen drohen.

„Die Stärke des Volkes misst sich am Wohl der Schwachen“ heisst es in der Präambel der Schweizer Bundeverfassung.

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