Freitag, 29. Mai 2009

Politisch motivierte Inflationsangst

Derzeit herrschen in der Wirtschaft eindeutig deflationäre Tendenzen vor. An der Börse herrscht eine Stimmung, die vermuten lässt, als würde sich die Weltwirtschaft demnächst erholen. Anleger schichten das Geld von den Anleihemärkten in den Aktienmarkt um. Zugleich verbreiten sie die Erwartung, dass die amerikanische Notenbank die Schulden monetarisieren würde. Das hat zur Folge, dass die Renditen weiter steigen und die Zinskurve steiler wird. Im Euroland geht sogar die Angst vor Hyperinflation um, obwohl die Teuerungsrate in Deutschland auf den niedrigsten Stand seit 22 Jahren gefallen ist.

Macht es Sinn in diesem Marktumfeld Angst vor Inflation zu haben? Grundsätzlich nein, schreibt Paul Krugman heute in seiner Kolumne in The New York Times. Seiner Meinung nach sei die Furcht vor einer steigenden Inflationsrate zumindest teilweise eher politisch bedingt als ökonomisch. Erstens gibt es derzeit keinen Hinweis auf preistreibende Drücke. Der Konsumentenpreisindex liegt heute tiefer als vor einem Jahr. Die Lohnerhöhungen sind angesicht der steigenden Arbeitslosigkeit abgewürgt. Deflation ist also die eindeutige und präsente Gefahr, nicht Inflation. Warum gibt es aber Inflationsbesorgnisse, wenn die Preise nicht steigen? Weil die Fed Geld druckt und die Staatsverschuldung angeblich aus dem Ruder läuft. Die massiven Liquiditätsspritzen durch die Notenbanken sind aber nicht inflationär. Weil sie die enorme Nachfrage nach Liquidität decken. Wenn die Panik am Markt sich legt und die Überschussnachfrage nach Liquidität schrumpft, können die Zentralbanken die exzessive Liquidität wieder absaugen. In normalen Zeiten müsste man mit Inflation rechnen. Es herrschen aber gegenwärtig aussergewöhnliche Zeiten. Die Banken verleihen keinen Kredit. Sie horten das Geld, bzw. verschicken es zurück an die Zentralbank. Dürfte es aber später zu Inflation kommen? Auch auf diese Frage antwortet Krugman mit einem klaren Nein. Siehe den Fall Japan. Obwohl die Bank of Japan (BoJ) zwischen 1997 und 2003 Staatspapiere in grossem Masse am offenen Markt aufgekauft hat, ist die Teuerungsrate nicht gestiegen. Die USA hatten nachdem II. Weltkrieg einen Schuldenberg von 120% des BIP. Es kam anschliessend nicht zu Inflation. Krugman macht keinen Hehl daraus, dass er sich mit dem Argument anfreunden kann, dass eine höhere Inflation den Schuldendienst erleichtert. Die Idee sei aber in Japan nie vorangekommen. Es gäbe heute keine Anzeichen dafür, dass die US-Politiker sich der Idee annehmen würden.

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