Donnerstag, 21. Mai 2009

US-Notenbank: Sitzungsprotokoll von Ende April

Die US-Notenbank (Fed) hat gestern das Sitzungsprotokoll von 28./29. April veröffentlicht. Es fällt auf: (1) Es wurde über ein Aufstocken des Programms zum Ankauf von Staats- und Unternehmensanleihen diskutiert, um die Erholung der Wirtschaft zu beschleunigen. Im März hatte Fed-Chef Ben Bernanke den Ankauf von Staatspapieren im Volumen von bis zu 300 Mrd. $ und zusätzlich Käufe anderer Wertpapiere von rund 1'000 Mrd. $ für die nächsten sechs Monate angekündigt. (2) Die Wachstumsprognose wurde nach unten revidiert. Neu: Eine Kontraktion der US-Wirtschaft um 1,3%-2% (2009). Bislang (Januar): Eine Kontraktion des BIP um 0,5%-1,3%. (3) Aus dem am Mittwoch veröffentlichten Protokoll der Zinssitzung von Ende April geht ferner hervor, dass die Arbeitslosigkeit Ende 2009 zwischen 9,2% und 9,6% liegen dürfte. Viel höher als die Prognose von Januar.


Dow Jones Index, 1 Day Range, Graph: finance.yahoo.com

Die Börsianer hatten von der Fed zuversichtliche Töne erwartet. Die anfänglichen Kursavancen drehten im Handel an den amerikanischen Aktienmärkten am Nachmittag ins Minus.

Die Währungshüter erklärten, dass sie Anzeichen für eine Verlangsamung des Abschwungs erkennen. Das bedeutet, dass die Depressionsgefahr vorerst gebannt worden zu sein scheint. Die Rezession hält aber noch an. Nun beginnt das Deflationsproblem. In den USA, Japan, der Schweiz und China steht ein Minuszeichen vor der Inflationsrate. Sinkende Preise führen zu einer signifikanten Zurückhaltung der Verbraucher für Ausgaben. Da die Konsumenten mit weiter sinkenden Preisen rechnen, schieben sie ihre Käufe auf. Das betrifft nicht nur die Käufe von Waren und Dienstleistungen, sondern auch von Immobilien und Aktien. Die Gefahr ist nicht zu übersehen, dass die Deflation sich selbst verstärkt (Deflationsspirale). Die Wirtschaft erlebt zur Zeit nicht nur das Phänomen des Spar-Paradoxon, sondern auch das der Debt-Deflation. Denn Deflation bedeutet, dass der Realwert der Schulden steigt. Das ist eine Situation, die gut für Gläubiger, aber schlecht für Schuldner ist. Das Wirtschaftswachstum war in den vergangenen zwanzig Jahren in einer exzessiver Art und Weise kreditfinanziert.

Fazit: Es ist ausserordentlich schwierig, in diesem Marktumfeld Anlageentscheidungen zu treffen. Jegliches Engagement an der Börse ist daher mit Vorsicht zu geniessen.

Keine Kommentare: