Dienstag, 15. September 2009

BIP...BIP...BIP: Eine bessere Messgrösse gesucht

Es ist lange bekannt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Produktion und Quantität misst. Das Wohlbefinden Einzelner oder die Nachhaltigkeit werden dabei nicht berücksichtigt. Das BIP gibt laut Definition den Wert aller im Laufe eines Jahres im Inland erbrachter Wertschöpfung wider, bewertet zu Marktpreisen. Die anhaltende Finanzkrise hat jedoch inzwischen deutlich aufgezeigt, wie unzuverlässig die Marktpreise sein können. Joseph Stiglitz, der amerikanische Nobelpreisträger hat gestern einen Bericht an den französischen Präsidenten überreicht, indem gerade die Bedeutung der Messungsfragen erläutert wird. Denn „Was wir messen, beeinflusst unser Tun“, schreibt Wirtschaftsprofessor an der Columbia University in einem Essay in Project Syndicate. Der Bericht unterbreitet Vorschläge zur Reform der Messung der Wirtschaftsleistung und des sozialen Fortschritts. Die grosse Frage ist, so Stiglitz, ob das BIP eine gute Messgrösse für den Lebensstandard darstellt. „In vielen Fällen scheinen die BIP-Statistiken zu suggerieren, dass es der Wirtschaft deutlich besser geht, als die meisten Bürger wahrnehmen“. Der Bericht soll laut Stiglitz Hinweise für die Erstellung einer breiter angelegten Reihe von Indikatoren bieten, die sowohl Wohlbefinden als auch Nachhaltigkeit genauer erfassen.

„Wenn ein paar Bankiers reicher werden, kann das Durchschnittseinkommen steigen, selbst wenn die Einkommen der meisten Menschen fallen. Also spiegeln die BIP-pro-Kopf-Statistiken möglicherweise nicht wieder, was den meisten Bürgern passiert“, klagt Stiglitz, der 2001 den Nobelpreis für Ökonomie erhielt. In Zukunft sollen Einkommen, Verbrauch und Lebensqualität usw. mitberücksichtigt werden, so der Grundtenor des Berichts. Die Messgrösse hat nämlich nicht nur für die Leistung, sondern auch auf die Schlüsse, die man zieht, eine Auswirkung. Eine bessere Messgrösse würde ergeben, dass „Schritte, die wir zum Schutze der Umwelt unternehmen, gut für die Wirtschaft sind“, hält Stiglitz fest.

Es ist jedoch nicht klar, wie ein neuer Wohlstandsindikator helfen soll oder kann, wie Frankreichs Staatspräsident erhofft, künftige Weltwirtschaftskrisen zu verhindern.

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