Freitag, 2. Oktober 2009

Paul Krugman: Auftrag nicht erfüllt

Aktien steigen. Fed-Chef Ben Bernanke erklärt die Rezession für beendet. Es drängt sich der Eindruck auf, als ob es Zeit wäre, das Augenmerk weg von den Programmen der Konjunkturstimulierung in Richtung auf das Haushaltsdefizit zu richten. Nein, der Auftrag ist nicht erfüllt, schreibt Paul Krugman in seiner Kolumne von Freitag in The New York Times. Aber Selbstzufriedenheit über den Zustand der Wirtschaft wäre jetzt töricht und gefährlich. Die expansive Geldpolitik hat uns vor einer möglichen Wiederholung der Grossen Depression gerettet. Der Arbeitsmarkt bleibt aber, wo derzeit sechs Mal so viele Menschen Arbeit suchen, wo Arbeitsplätze im Angebot sind, für die kommenden Jahre schrecklich, hebt Krugman hervor. Er erinnert daran, dass die Arbeitslosigkeit vor zwei Jahren unter 5% lag und im nächsten Jahr laut Prognosen der Regierung im Durchschnitt auf 9,8% klettern wird. Das sollte nicht als eine akzeptable Aussicht in Erwägung gezogen werden, hält Krugman fest.

Anhaltende Arbeitslosigkeit werde zu einer enormen Zunahme der Kinderarmut führen. Die menschlichen Kosten sollten daher unser Hauptanliegen sein. Die Produktionslücke (Output Gap) beträgt zur Zeit mehr als 2'000 Mrd. $. So viel Dollar gehen an produktiven Potenzial verloren, klagt Nobelpreisträger für Wirtschaftwissenschaften. Ein aktueller Bericht des IWF zeigt, dass die Art von Rezession, die wir jetzt erleben, also eine, durch eine Finanzkrise ausgelöst wurde, oft zu langfristigen Schäden für Wachstumsperspektiven eines Landes führt. Der Weg zu Output sei tendenziell deutlich gedrückt und werde anhaltend von Bankkrisen begleitet. Krugman zitiert aus demselben Bericht weiter, dass eine kurzfristige fiskalpolitische Antwort, d.h. eine vorübergehende Erhöhung der Staatsausgaben, mit erheblich geringeren Output-Verlusten auf mittlere Sicht verbunden sind. „Wir sollten also viel mehr tun, um den wirtschaftlichen Aufschwung zu fördern, nicht nur, weil es unsere aktuellen Schmerzen lindert, sondern auch, weil es unsere langfristigen wirtschaftlichen Aussichten verbessern würden.

Fazit: Krugman plädiert für mehr Konjunkturstimulierung. Die Frage sei, ob wir uns es leisten können, nichts zu tun. Die Antwort sei nein.

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