Donnerstag, 12. November 2009

US-Dollar-Verfall: Wie weit geht die Abwertung?

Heute hat sich US-Finanzminister Tim Geithner zur „Politik des starken US-Dollars“ bekannt. Der US-Dollar hat sich nach dem Ausbruch der gegenwärtigen Krise um rund 10% aufgewertet. Seit März neigt der Greenback zur Schwäche. Mittlerweile ist die Abwertung so fort entwickelt, dass die Tiefs der Vor-Krise Niveaus erreicht sind. Es ist durchaus möglich, dass sich der Dollar demnächst weiter und stärker abwertet, finden Peter Boone (London School of Economics) und Simon Johnson (Peterson Institute for International Economics) in einem lesenwerten Essay in The New York Times. Die US-Regierung habe auf die Krise am Finanzsektor mit einer expanisven Finanzpolitik reagiert. Die US-Notenbank (Fed) habe eine lockere Geldpolitik umgesetzt, bemerken die beiden Wirtschaftswissenschaftler.


Exchange Rates, €/$, Graph: Fed St. Louis, Nov 2009

"Neben einer Finanzkrise haben wir auch ein hohes Leistungsbilanzdefizit, das heisst, dass wir aus der Welt mehr kaufen, als wir dorthin verkaufen", halten die Autoren fest. Das Defizit beträgt mitterweile 100 Mrd. $. Das entspricht rund 3% des BIP. Und das wird über Kapitalzuflüsse aus dem Ausland finanziert. Was bedeutet das für den US-Dollar? Obwohl der Finanzminister Geithner hervorhebt, wie wichtig ein starker Dollar sei, führen die Fiskal- und die Geldpolitik der USA in Richtung Abwertung, halten Boone und Johnson fest. „Um die Banken zu retten (bail out), brauchen wir billiges Geld. Und das impliziert etwas Inflation. Um das Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren, müssen Investoren denken, dass sie von uns günstige Vermögenswerte kaufen. Alles deutet auf einen billigen Dollar“, so die beiden Experten. Dasselbe passiere auch in Grossbritannien. Ein „hard landing“-Scenario für den Dollar könnte schmerzhaft sein, erklären Boone und Johnson. Sie verweisen auf Stephen Marris’s Book „Deficits and the Dollar: The World Economy at Risk“, wonach ein rascher Dollar-Verfall die Inflation in den USA anheizen könnte, und zwar niederschlagend in höheren Zinsen und einer tiefen Depression. Auch Fred Bergsten deutet an, dass so was auch heute noch möglich sei. In diesem Kontext müsse die US-Regierung ihr Haushaltsdefizit unter Kontrolle bringen, raten die beiden Ökonomen. Der Staat sammle zu wenig Steuern ein, als Geld ausgegeben werde. Daher gebe es keine Wahl, als die Steuern demnächst zu erhöhen, um Ausgaben in den Griff zu bekommen. Die Zinsen am kurzen Ende werden niedrig bleiben. Die am langen Ende werden steigen, prognostizieren die Autoren. Der Spread zwischen dem kurzen und langen Ende der Zinskurve (Renditekurve) werde zunehmen. Davon werden die Banken profitieren. Die Sparer werden jedoch darunter leiden. Das zeige, wie die Öffentlichkeit die Verluste des Finanzsystems trage, erläutern die Wirtschaftswissenschaftler. Das muss aber nicht sein, betonen Boone und Johnson. Deshalb müsse das Finanzsystem grundsätzlich umgekrempelt werden. Das Versprechen, die Grossbanken zu retten, jedes Mal, wenn sie in Schwierigkeiten geraten, muss weg. Die Banken müssen mehr Kapital halten. Die Zerschlagung der Banken bedeutet, dass sie kleiner werden, und daher scheitern müssen, wenn sie faule Geschäfte tätigen, mahnen die beiden Autoren als Schlussfolgerung an. In diesem Zusammenhang sei der schwache US-Dollar für die Regierung hilfreich, das Finanzsystem wieder auf die Beine zu stellen.

Keine Kommentare: