Mittwoch, 10. Februar 2010

Finanzmarkt-Reform: Bedarf für globale Koordinierung

Im Vorfeld der Finanzkrise fand ein Wettrennen nach unten ("race to the bottom") im Wettbewerb um "Regulierung light" unter den Staaten statt, schreibt Joseph Stiglitz in einem lesenswerten Essay in FT. Gemeint ist der Deregulierungsprozess. Island mag der Gewinner dieses Wettlaufs gewesen sein, aber seine Bürger haben verloren, schreibt der Nobelpreisträger. Da die Folgen dieser Fehlentwicklung sich zu manifestieren drohen und die Diskussionen über neue Regulierung vorangehen, rückt das Problem der globalen Koordinierung ins Zentrum der Aufmerksamkeit, argumentiert Wirtschaftsprofessor an der Columbia University. Wenn Regulierungen in verschiedenen Ländern unterschiedlich sind, besteht die Gefahr einer regulatorischen Arbitrage, warnt Stiglitz. Mit dem Umzug des Finanzwesens in die weniger gut geregelte Märkte besteht die Gefahr, dass die Probleme, die das Finanzsystem vor der Krise markiert haben, weiterhin erhalten bleiben, betont Stiglitz. Die Fortschritte bei der Schaffung einer effektiven globalen Regulierung sind bemerkenswert langsam, klagt Stiglitz.

Das Financial Stability Forum, der zu diesem Zweck gegründet wurde, hat bisher offensichtlich zu wenig getan, um eine noch schlimmere Kernschmelze zu verhindern, klagt Stiglitz. Jedes Land beurteile die Vorschläge, inwiefern sie die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Finanzsystems tangieren. Das Ziel ist oft, eine Regelung zu finden, die die Konkurrenz stärker betrifft als die eigenen Unternehmen, schildert Stiglitz. Jedes Land ist aber für die Sicherheit und Stabilität des eigenen Finanzsystems und der Wirtschaft verantwortlich, und zwar zum Schutz der eigenen Bürger. "Wir können nicht länger für eine Koordinierung warten. Es ist viel besser, energische Massnahmen jetzt zu treffen und sie dann später für die Regulierungsstruktur zu harmonisieren. Das mag die „second-best“-Lösung sein", so Stiglitz. Aber es ist besser als die „dritte Alternative“ einer verzögerten und unwirksamen Regulierung. Eines der Argumente für die Rechtfertigung der Rettungsaktionen von Aktionären und Anleihegläubigern lautete: „Hätten wir anders gehandelt, hätten wir eine globale Kernschmelze riskiert“, erinnert Stiglitz. Die US-Steuerzahler haben daher die Zeche zahlen müssen. Damit das nicht wieder passiert, rät Stiglitz, müssen die Fälle „too intertwined to fail“ oder „too correlated to fail“ rückgängig gemacht werden. Es ist eine Frage des Selbstschutzes, schlussfolgert Stiglitz.

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