Sonntag, 21. März 2010

Ersparnisbildung: privat steigend, gesamtwirtschaftlich sinkend

Der Anteil der Ersparnisse der privaten Haushalte in den USA steigt seit Ausbruch der Finanzkrise. Dabei wies die private Ersparnisbildung seit Begin der 1980er Jahren einen abwärtsgerichteten Trend auf. 1982 lag die persönliche Sparquote bei rund 11%. 2005 repräsentierte die Sparquote nur 1,4% des verfügbaren Einkommens. Die Sparquote tendiert zu steigen, wenn volkwirtschaftlich schlechte Zeiten vorherrschen. Daniel Carroll und Beth Mowry, zwei Ökonomen von Fed Cleveland befassen sich in einem am Wochenende vorgelegten Analyse mit dem Thema Ersparnisbildung. Während die Sparquote im Jahre 2008 auf 2,8% kletterte, erreichte sie im vergangenen Jahr mit 4,3% das höchste Niveau seit 1998. Um den Anstieg zu erklären, legen die Ökonomen die "Formel der Sparquote" auseinander:


Sparquote der privaten Haushalte, Graph: Fed Cleveland


Die Formel zeigt, dass die Entwicklung der Sparquote mit drei Komponenten zu tun hat: Anstieg des Einkommens, Rückgang der Ausgaben und Rückgang der Steuern. Das Wachstums des Einkommens hat sich laut Carrol und Mowry in den vergangenen 5 Jahren verlangsamt. Persönliches Einkommen wuchs im Jahr 2006 mit einer Wachstumsrate von 7,5%. Im Jahre 2007 mit 5,6%. Die Wachstumsrate hat sich in Folge der Rezession auf 2,9% im Jahre 2008 und auf Minus 1,7% im Jahre 2009 zurückgebildet. Für sich genommen müsste ein rückläufiger Trend des persönlichen Einkommens die Sparquote der privaten Haushalte reduzieren. Da die persönliche Sparquote gestiegen ist, dürfte die Ursache für den Anstieg in den anderen Faktoren liegen. Wie haben sich die persönlichen Ausgaben entwickelt? Auch sie sind gesunken, obwohl weniger als das persönliche Einkommen. Nach einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 5,7% von 2005 bis 2007 sind die persönlichen Ausgaben 2008 nur um 2,9% gestiegen. Schliesslich verbuchten sie im Jahre 2009 einen Minuswert von 0,6%. Ein Rückgang der Ausgaben schiebt die Sparquote nach oben. Das kann aber nicht der Hauptgrund für den Anstieg der Sparquote sein, weil das persönliche Einkommen viel stärker fiel, erklären die Autoren. Der Anstieg der persönlichen Sparquote muss also von der dritten Komponente, nämlich den Steuern angetrieben worden sein, schlussfolgern Carroll und Mowry. Die Steuersenkungen in den Jahren 2008 und 2009 im Rahmen des Stimuluspakets führten zu einem jährlichen Rückgang der Steuern um 3,9% resp. 23,1%. Die Abnahme der Steuerbelastung hat den Rückgang des persönlichen Einkommens mehr als kompensiert, argumentieren die beiden Ökonomen. Das heisst, dass das verfügbare Einkommen jeweils um 3,9% im Jahre 2008 und um 1,1% im Jahre 2009 angestiegen ist. Das positive Wachstum des verfügbaren Einkommens hat durch Steuerkürzungen zu einem Anstieg der Sparquote geführt. Ein Teil des Rückgangs der Konsumausgaben ist andererseits durch die Anpassungen des Reinvermögens der privaten Haushalte ausgelöst worden, halten die Autoren fest. Erholt sich die Wirtschaft, wird sich auch das Reinvermögen der Haushalte erholen. Auf diese Weise dürfte die Sparquote wieder auf ein früheres niedriges Niveau zurückfallen, argumentieren Carroll und Mowry. Die Regierung kann die Steuern nicht weiter senken, weil sie Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Haushalt bewerstelligen muss. Langfristig muss also ein Anstieg der persönlichen Sparquote nicht von Steuersenkungen, sondern von Ausgabenkürzungen der privaten Haushalte im Verhältnis zum verfügbaren Einkommen herkommen, sind die Autoren überzeugt. Die gesamtwirtschaftlichen Ersparnisse hingegen bestehen aus privaten, staatlichen und unternehmerischen Ersparnissen. Der Anteil der privaten Ersparnisse beträgt daran rund 55%. Trotz des Anstiegs der privaten Sparquote ist die gesamtwirtschaftliche Sparquote gesunken. Die Quote wies sogar 2008 erstmals seit der Grossen Depression einen negativen Wert auf. Die Ersparnisbildung der öffentlichen Hand ist indes so negativ, dass die Ersparnisse des privaten Sektors dadurch überkompensiert werden, argumentieren die beiden Ökonomen. Grund: Der Anstieg der Staatsausgaben und der Rückgang der staatlichen Steuereinnahmen.


Veränderung (%) in Komponenten der Sparquote der privaten Haushalte, Graph: Fed Cleveland

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