Donnerstag, 4. März 2010

Fiskalpolitik: Ein sofortiger Ausstieg wäre verfrüht

Die Anfälligkeit der britischen Wirtschaft gegenüber der Grossen Rezession erfordert ein Umdenken nicht nur was die makroökonomishe Politik betrifft, sondern auch was das Gleichgewicht zwischen Verbrauch und Investitionen, zwischen der Finanzwelt und der Industrie betrifft, schreiben Robert Skidelsky und Marcus Miller in einem lesenswerten Essay in FT. In Reaktion auf diese Herausforderung hat George Osborne, der Schatten-Kanzler ein „neues Wirtschaftsmodell“ vorgelegt. Es gibt aber drin kaum ein Anzeichen für ein neues Denken, bemerken die beiden Wirtschaftsprofessoren. Das Papier enthalte keinen Hinweis auf die japanischen Erfahrungen aus den 1990er Jahren („balance sheet recession“, Bilanzrezession, siehe Definition hier ). Herr Osborne vertritt die alte Ansicht, wonach die Regierung das Problem ist, nicht die Lösung: eine Philosophie, die zu Deregulierung der Finanzmärkte geführt und die gegenwärtige Krise ausgelöst hat, erklären Skidelsky und Miller.

Herr Osborne zitiert einen BIZ-Bericht (Bank für Internationalen Zahlungsausgleich), wonach ein anhaltend hohes Niveau der öffentlichen Verschuldung die Kapitalakkumulation, das Wachstum und das Potenzialwachstum hinunter drückt. Das gelte, sofern die Wirtschaft auf vollen Touren läuft, erklären die Autoren. In einer solchen Situation würde es zu einem „crowding out“ der privaten Investitionen kommen. Das ist aber heute nicht der Fall, betonen Skidelsky und Miller. „Unsere Staatsverschuldung ist nicht anhaltend hoch. Sie hat sich vom Tiefstand von 36% auf 62% im Jahre 2009 erhöht, um einen beispiellosen Notfall zu bewältigen. Wenn die Wirtschaftsleistung 6% unter ihrem Potenzialwachstum verharrt, käme ein Anstieg der Staatsverschuldung nicht auf Kosten der privaten Kapitalakkumulation, halten die beiden Ökonomen fest. Der Staat gibt so viel aus, weil der private Sektor so wenig investiert, wie der Rückgang der privaten Investitionen seit 2008 zeigen, argumentieren Skidelsky und Miller zu Recht. Warum ist aber die private Nachfrage so schwach? Die private Nachfrage hängt von Erwartungen und Vertrauen ab. Die sofortige Konsolidierung der öffentlichen Finanzen wird das Vertrauen wiederherstellen, erkläutern Skidelsky und Miller.

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