Sonntag, 20. Juni 2010

Falsche Anreize für Vergütung von Führungskräften

Robert Shiller hält vom Gesetztentwurf zur Finanzreform, der jetzt im Repräsentantenhaus und dem Senat separat vermittelt wird, nicht viel. Die aktuellen Versionen der Vorlagen werden eine Wiederholung des Chaos nicht verhindern können, schreibt er in einem Essay („Help prevent a Sequel- -Delay Some Pay“) in der Sonntagsausgabe von NYT. Möglicherweise gibt es einen besseren Weg, bemerkt Wirtschaftsprofessor an der Yale University. Er und eine Reihe von 15 Professoren für Finanzwirtschaft („Squam Lake Group“)arbeiten daran , indem sie von einem der wichtigen Grundsätze der Wirtschaftstheorie intensiv Gebrauch machen: „Menschen reagieren auf Anreize“. Shiller betont aber zugleich, dass Anreize, die in die Regulierung eingebettet werden, ihre gewünschten Wirkungen nicht voll entfalten. Am vergangenen Mittwoch habe die Gruppe ihre ersten Ergebnisse präsentiert: „The Lake Squam Report: Fixing the Financial System“. Ben Bernanke habe geholfen, das Buch auf einer Konferenz an der Columbia University vorzustellen. Der Fed-Chef habe gesagt, er sei mit dem Grundsatz einverstanden, dass alle Beteiligten in einem Finanzunternehmen (Aktionäre, Manager, Gläubiger und Gegenparteien) die Kosten der übermässigen Risikobereitschaft oder schlechter Unternehmensentscheidungen tragen müssen, nicht die Öffentlichkeit.

„Die derzeitigen Rechtsvorschriften erfüllen noch nicht vollständig unsere Kriterien“, erklärt Shiller. Die Probleme seien komplex. Zum Beispiel die Bestimmungen, die die Gesetzesvorlage des Kongresses im Hinblick auf die Vergütung von Führungskräften anstrebt. „Die Vergütungen von Managern sind in den letzten Jahrzehnten sicherlich enorm gewachsen. Und es hat den Verdacht, dass sie zur Krise beigetragen haben. Aber es ist nicht das hohe Niveau von Managergehältern, die zum finanziellen Zusammenbruch geführt hat“, behauptet Shiller: „Die Anstrengungen zur Verringerung von Managergehältern haben pervers falsche Anreize geschaffen“. Ein Gesetz aus dem Jahr 1993, welches Firmen abschreckt, ihren Chefs mehr als 1 Mio. $ im Jahr zu zahlen, scheint Salären weniger und Aktien-Optionen mehr Bedeutung beigemessen zu haben, erläutert Shiller. Hier sei eine jener Epiphanien: Die Aktienoptionen haben die gesamte Vergütung nicht verringert. Sie haben wahrscheinlich CEO’s ermutigt, um Unternehmen mehr Risiko auszusetzen, weil der Wert der Optionen mit dem Risiko wächst. In der Tat hat das Misverständnis des Gesetzgebers in bezug auf die wahren Anreize zur Erhöhung der Schwere der Krise beigetragen, so Shiller. Der Gesetzentwurf des Senats enthält Vorschriften über Vergütungsausschüsse, die Offenlegung der Lohnstruktur und Regelungen, die den Aktionären die Möglichkeit geben, Stellungnahmen zu Managerlöhnen auszudrücken, eine Art „Mitspracherecht“ also. „Diese Bestimmungen mögen kumpane Vorstandsmitglieder vor Überbezahlung von CEOs abschrecken, aber sie werden nicht viel tun, um das System zu stabilisieren“, ist Shiller überzeugt. Im Gegensatz empfehle die „Squam Lake Group“, Unternehmen zu ermutigen, einen Teil der Vergütung der Führungskräfte für eine Reihe von Jahren zurückzubehalten und nicht in Form von Aktienoptionen. Damit würden sie für die Führungskräfte Anreize schaffen, langfristige Konsequenzen und den Eigenwert ihrer Entscheidungen zu überdenken.

„Die nächste Krise wird in einer unerwarteten Form stattfinden, wie Krisen es im allgemeinen tun. Wir brauchen Regulierung, die direkt auf der ökonomischen Theorie beruht, robusten Anreizen, die wirklich ihre Aufgabe erfüllen“, schlussfolgert Shiller.

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