Mittwoch, 16. Juni 2010

Fiscal Austerity: Steht eine Logik dahinter?

Paul Krugman unternimmt noch einen Versuch, einige der wichtigsten Argumente zusammenzufassen, warum der Ansturm auf fiskalpolitische Sparmassnahmen zutiefst fehlgeleitet ist. Gestützt auf einen Ansatz von Brad DeLong beginnt Krugman mit der Haushalt-Arithmetik. Es geht darum, die langfristigen Auswirkungen eines Konjunkturpakets im Wert von 1'000 Mrd. $ auf den Haushalt der USA zu betrachten, während die Wirtschaft unter einer hohen Arbeitslosigkeit leidet. Das klingt nach einer Menge Geld. Aber das US-Finanzministerium kann sich derzeit langfristig zu 1,75% (siehe TIPS) finanzieren. Das heisst, dass die langfristigen Kosten, um eine Anleihe in Höhe von 1'000 Mrd. $ zu bedienen, 17,5 Mrd. $ betragen, was rund 0,13% der gesamten Wirtschaftsleistung (BIP) entsprechen. Man muss dabei bedenken, dass zusätzliche Impulse zu einem mindestens stärkeren Wirtschaftswachstum und damit höheren Staatseinnahmen führen werden. Fast sicher, dass die wahren Kosten des Budgets von 1'000 Mrd. $ Stimulus weniger als ein Zehntel von einem Prozent des BIP betragen. Nicht viel Kosten, um die Beschaffung von Arbeitsplätzen zu bezahlen, wenn sie bitter nötig sind, um katastrophale Einschnitte bei staatlichen Leistungen zu vermeiden. Aber wir können es uns nicht leisten, sagen die Befürworter von fiskalischen Sparmassnahmen. „Warum? Weil wir uns noch mehr Schmerzen auferlegen müssen, um die Märkte zu beruhigen?“, so Krugman.

Es gibt drei Probleme mit dieser Forderung: (1) Es wird angenommen, dass die Märkte irrational sind, sodass sie durch Stimulus herumgegeistert und/oder durch Austerity ermutigt werden, selbst wenn die langfristigen Auswirkungen auf den Haushalt solcher Ausgaben und/oder Askese trivial sind. (2) Es geht um die Bestrafung der Realwirtschaft, um die Nachfrage, die in den Märkten nicht vorhanden ist, zu erfüllen. „Es ist wirklich erstaunlich, zu sehen, wie viele Menschen nach sofortigen Zufügung von Schmerzen drängen, wenn die US-Regierung in der Lage ist, bei bemerkenswert niedrigen Zinsen Geld aufzunehmen. Nur weil einfach sehr seriöse Menschen (Very Serious People) glauben, in ihrer gängigen Ansicht, dass die Märkte ihre Meinung jeden Tag ändern könnten. (3) Das alles setzt voraus, dass, wenn die Märkte das Vertrauen in den Staat verlieren, sie durch kurzfristige fiskalpolitische Sparmassnahmen beruhigt werden können. Die verfügbaren Daten aber deuten auf etwas anderes hin, erklärt Krugman. Die Märkte behandeln Irland, das Land, welches sofort fiskalische Sparmassnahmen ergriffen hat, riskanter als Spanien, ein Land, welche nur allmählich und widerwillig Fiscal Austeriy akzeptiert.

Kurzum: Die Forderung nach einer unverzüglichen Fiscal Austerity beruht auf der Behauptung, dass die Märkte in Zukunft danach verlangen werden, auch wenn sie es nicht tun. Es gibt jetzt nicht einmal Anzeichen dafür. Und "wenn die Märkte das Vertrauen in uns tatsächlich verlieren sollten, würde Selbstgeisselung es wiederherstellen", so Krugman, auch wenn dies tatsächlich nirgendswo anders funktioniert hat.

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