Donnerstag, 8. Juli 2010

Was kann Geldpolitik noch tun?

Es gibt Anzeichen dafür, dass die Fed sich nervt, etwas zu tun, um die Wirtschaft zu unterstützen. Die Frage ist, wie viel von der Art von Massnahmen, die voraussichtlich auf dem Tisch liegen, von Bedeutung sind, schreibt Paul Krugman in seinem Blog. Normalerweise stammt die Macht der Fed aus ihrer Fähigkeit, die kurzfristigen Zinse zu bewegen. Nun sind die kurzfristigen Zinsen auf Staatspapiere im Grunde genommen Null. Die langfristigen Zinsen nicht. Kann aber die Fed etwas tun, sie zu ändern? Das einfachste Modell der langfristigen Zinsen ist, dass sie die erwarteten kurzfristigen Zinsen widerspiegeln. Das heisst, dass der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen gleich der Rendite ist, die Anleger glauben, zu bekommen, wenn sie denselben Betrag an Geld in die 3-Monats-Treasuries anlegen und den Betrag immer wieder für die nächsten 10 Jahre „rollen“ lassen (verlängern, erneuern), erklärt Krugman. Wenn dieses Modell genau richtig ist, würde der Kauf von langfristigen Staatsanleihen durch die Fed keine Wirkung auf die langfristigen Zinsen haben. Diese Sätze würden weiterhin die erwarteten kurzfristigen Zinssätze reflektieren. Ende der Geschichte, bemerkt Krugman.

In Wirklichkeit sind die Dinge vermutlich nicht so einfach, erklärt der Nobelpreisträger weiter. „Kauf einer langfristigen Anleihe setzt Sie einem gewissen Risiko aus, Geld zu verlieren, wenn die Zinsen steigen, sodass es vermutlich eine unvollständige Substitution zwischen kurzen und langen Zinsen gibt“, so Krugman. Die Fed könne die langfristigen Zinsen durch den Kauf von langfristigen Anleihen bewegen; im Grunde ist es eine Verringerung des Angebots an diese Anleihen für die Öffentlichkeit, was zu einem höheren Preis und einer niedrigeren Rendite führen würde. Wie stark würde aber dieser Effekt sein? Selbst wenn die Fed ein paar Billionen Dollar kaufen würde, wahrscheinlich nicht all zu gross, müsste man keine Wunder erwarten, erläutert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.

Wenn die Fed bereit ist, private Anleihen zu kaufen, wäre das ein weiterer Spielraum für Auswirkungen. Weil private Papiere Risiken bergen, macht sie für die Schuldverschreibungen der öffentlichen Hand eine unvollständige Substitution. Und die Fed kann das Angebot an die Öffentlichkeit wieder reduzieren und die Preise würden zulegen. Es ist nicht klar, wie stark die Wirkung ausfiele.

Goldman Sachs habe mal geschätzt, dass es einer Ausweitung der Fed-Bilanz um 10'000 Mrd. $ bedarf, um eine weitere Zinssenkung am kurzen Ende zu verwirklichen, was die Fed bereits unternommen hätte, wenn die Zinsen nicht auf der Null Grenze liegen würden. Das klingt noch plausibel, bemerkt Krugman. Ist die Fed aber bereit, in diesem Umfang zu handeln? Wahrscheinlich nicht. Was wirklich effektiv wäre, wäre ein glaubwürdiges Bekenntnis für ein höheres Inflationsziel, was reale Zinssätze reduzieren würde. Das steht aber nicht auf der Tagesordnung, zumindest noch nicht, schlussfolgert Krugman.

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