Freitag, 29. Oktober 2010

Finanzkrise: Warum Behörden das „F-Word“ vermeiden

US-Präsident Barack Obama hat bei seinem Gastauftritt auf der „The Daily Show“ von Jon Stewart, dem amerikanischen Kult-Satiristen gesagt, dass Larry Summers „a heckuva job“ getan hat. Sollte das lustig sein? Denn die berühmt-berüchtige Phrase geht auf George W. Bush zurück. Der Vorgänger von Obama hatte nämlich den Ausdruck mit Bezug auf Michael Brown, dem FEMA-Chef während der Hurrikan Katrina-Katastrophe geäussert. Brown wurde damals schweres Versagen nachgesagt. Daran anknüpfend nimmt William K. Black in einem lesenswerten Essay („No Mr. President, Larry Summers Did Not Resolve the Financial Crisis for a Pittance, He Just Papered Over the Problem“) in Huffington Post zu Larry Summers Rolle als Chefökonom des Beraterteams des US-Präsidenten Stellung. Black, Rechtsprofessor an der University of Missouri erinnert daran, dass Summers bereits zum Zeitpunkt seiner Einstellung „rote Tinte finanzieller Art“ in seinen Händen hatte. „Er war Rubins Chef-Protegé in erfolgreichen Bemühungen, um eine wirksame Finanzmarktregulierung und Aufsicht zu vereiteln. Summers war  nicht einfach falsch, sondern auch arrogant und brutal daran, eine wirksame Regulierung durch die SEC (US-Börsenaufsicht) und die CTFC (Commodity Futures Trading Commission) zu blockieren“, erklärt Black.

Summers ist mittels eines der schäbigen Beratungsarrangements mit Wall Street, Einfluss zu kaufen und vergangene und zukünftige Gefallen zu belohnen, reich geworden, legt der ehem. Regulierer (während der S&L-Krise) dar. Obamas Ernennung von Summers als sein wichtigster Wirtschaftsberater machte die Reaktion der Regierung auf die Krise vorhersehbar, argumentiert Black weiter. Die Antwort folgte laut Black dem verheerenden japanischen Modell, was der Wirtschaft geschadet und die Integrität beschädigt hat, beschreibt Black. Die dominanten Merkmale lassen sich schnell zusammenfassen: (1) Die Regierung würde zugunsten von grossen Finanzinstituten und deren CEOs handeln, selbst wenn sie massive Betrügereien lenkten, (2) Entwicklung einer Technik zur Abdeckung der Verluste der Banken und Verfehlungen der CEOs, (3) die Regierung würde fiktiv generierte Berichte verwenden, um die Vertuschungen durchzuführen und den Sieg zu erklären (aufgrund ihrer Brillanz) und (4) die selbe Strategie würde die Erholung beeinträchtigen, wie hier und hier näher erläutert wird.

„Die Strategie war auch ein Angriff auf die Integrität, die Rechtsstaatlichkeit und die Kern-Regeln der Obama Wahlkampagne für das Präsidentenamt. Deshalb haben wir von Anfang an davor gewarnt, dass die Vertuschung von oben die Nation in einen Wutanfall treiben und Obama nur zu einem „eine-Amtszeit-Präsidenten“ machen würde, fasst Black zusammen.

Die Regierung hat wiederholt betont, dass Immobilien-Krise und Beschäftigungssituation sich deutlich schlechter erwiesen haben als ursprünglich veranschlagt. Das bedeutet, dass die anfänglichen Verlust-Schätzungen der Regierung zu niedrig waren. Verluste an Immobilien werden nicht nur durch die Beschäftigung und den Immobilienwert angetrieben. Hypotheken-Betrug verursacht dramatisch höhere Verluste, hält Black fest. Was war aber die Schätzung der Regierung mit Blick auf den Hypotheken-Betrug? „Das ist ein Fangfrage für die Regierung, die das „F-Word“ (Fraud, d.h. Betrug) selten benutzt und keine Hinweise auf den Zeitpunkt ihrer ersten Schätzungen gibt, dass sie Verluste durch Betrug in Betracht gezogen hat“, schlussfolgert Black. Fiktiv erstellte Zahlen und versteckte Verluste bei der Fed reduzieren die Verluste nicht. Ganz im Gegenteil. Leider erhöhen sie die realen Verluste, so Black. Die Regierung hat die Verluste in altmodischer Art und Weise mit fiktiver Buchhaltung verschwinden lassen. Die Regierung hat dem Handelsministerium, American Bankers Association und der Fed erlaubt, den Kongress in Dienst zu nehmen, um FASB unter Druck zu setzen, die Rechnungslegungsvorschriften so zu verdrehen, damit die Verluste verschwinden, erläutert Black. Die Fed hat giftige Wertpapiere mit v.a betrügerischen Sicherheiten (collaterals) im Wert von 1'000 Mrd. $ in ihre Bücher genommen und sorgfältig eine Durchführung von Due Dilligence vermieden, hält Black fest.






Keine Kommentare: