Sonntag, 3. Oktober 2010

Wirtschaftsmodelle im aktuellen Vergleich

Worin unterscheidet sich das Wirtschaftsmodell, welches als Keynesian gilt, und v.a. von Paul Krugman und Brad DeLong verwendent wird vom Wirtschaftsmodell, welches andere Ökonomen bei ihren Analysen zugrunde legen? Wie weichen die Prognosen von einander ab? „Es ist eine gute Anfrage“, die von Ezra Klein in Washington Post gestellt wurde, „obwohl die Wahrheit ist, dass die andere Seite in dieser Debatte nicht notwendigerweise mit einem einzigen Modell einverstanden ist“, bemerkt Krugman in seinem Blog bei NYT. Dennoch denkt der Nobelpreisträger, dass es „möglich ist, den allgemeinen Blick der anderen Jungs zu beschreiben, und zu sehen, wie abseits ihre Prognosen lagen“. Die andere Seite in dieser Debatte hält daran fest, mehr oder weniger, was Keynes die „klassische Theorie“ („The Postulates of the Classical Economics“) der Beschäftigung nennt, in welcher Beschäftigung und der Output im Wesentlichen durch die Angebotsseite bestimmt werden.

„Casey Mulligan war hier am deutlichsten, indem er mit immer mehr, ächz, kreativen Geschichten kam, wie das, was wir sehen, eine Wahl von Arbeitnehmern ist, weniger zu arbeiten. Aber auch das ganze Kocherlakota-strukturelle-Arbeitslosigkeit-Ding ist in seinen Implikationen ähnlich“, beschreibt Krugman weiter. Das Cochrane-Fama-Ding, wie ein Dollar an Staatsausgaben notwendigerweise einen Dollar an privaten Ausgaben verdrängt, basiert im Grunde auf einer klassichen Sicht, obwohl offensichtlich kein Modell dahinter steht, sondern nur ein Missverständnis davon, was buchhalterische Identitäten bedeuten, so Krugman. Wenn Sie einmal mehr oder weniger eine klassische Sicht der Arbeitslosigkeit teilen, haben Sie natürlich die klassische Theorie der Zinsen, in der es sich alles um Angebot und Nachfrage nach Finanzierung dreht, und so etwas wie eine Quantitätstheorie des Geldes, wobei der Anstieg der Geldbasis (monetary basis) in einer relativ kurzen Zeit zu einem Anstieg des Preisniveaus führt. Das führt zu der Vorhersage, dass grosse Haushaltsdefizite zu einem Anstieg der Zinsen führen und ein grosser Anstieg der Geldbasis wegen der Fed-Expansion zu einer höheren Inflation führt. Die klassische Theorie der Zinsen und die Prognose in Sachen steigender Zinsen lassen sich deutlich an den Bemerkungen von Niall Ferguson erkennen, hält Krugman fest:

“After all, $1.75 trillion is an awful lot of freshly minted treasuries to land on the bond market at a time of recession, and I still don’t quite know who is going to buy them … I predict, in the weeks and months ahead, a very painful tug-of-war between our monetary policy and our fiscal policy as the markets realize just what a vast quantity of bonds are going to have to be absorbed by the financial system this year. That will tend to drive the price of the bonds down, and drive up interest rates”

“Und natürlich auch in vielen Kommentaren in WSJ, in Analysen von Morgan Stanley und so weiter“, ergänzt Krugman. Mittlerweile kann man Hoch-Inflation-Prognosen in Studien von Meltzer und Laffer sehen, mit dem Titel „Get Ready for Inflation and Higher Interest Rates“.

Während die andere Seite diese Prognosen machte, sagte Krugman, dass die klassische Ökonomie in einer Liquiditätsfalle völlig falsch liegt. Staatliche Kreditaufnahme konfrontiert eine feste Versorgung von Finanzierung nicht: Wir waren in einer Spar Paradoxon (paradox of thrift) Welt, wo erwünschte Ersparnisse (bei Vollbeschäftigung) erwünschte Investitionen übersteigen und somit Ersparnisse expandieren müssten, um die Nachfrage zu decken, und die Zinsen nicht steigen müssen. Der Anstieg der Geldbasis hat in einer Liquiditätsfalle keinen Einfluss auf die Inflation. Deflation, nicht Inflation ist das Risiko.

Was hat sich nun herausgestellt? Die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit beträgt heute rund 2,5%, und damit niedriger als bei der Prognose, die Ferguson gemacht hat. Die Inflation fällt weiter. Die Angriffe auf Keynesianismus, die jetzt lauten: „Aber die Arbeitslosigkeit bleibt hoch“, beweisen nichts, argumentiert Krugman, v.a. wenn man die keynesianische Sicht ernst betrachtet, die im Frühjahr 2009 nahelegte, dass die fiskalische Stimulierung viel zu klein war, um Vollbeschäftigung wiederherzustellen.

Fazit: Die jüngsten Ereignisse sind tatsächlich zu einem ziemlich klaren Test der keynesianischen versus klassischer Ökonomie geworden. Und das keynesianische Modell hat gewonnen.





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