Freitag, 10. Juni 2011

Interessen der Rentier und Arbeitslosigkeit

Die jüngsten Wirtschaftsdaten haben jede Hoffnung auf ein schnelles Ende der Job-Dürre Amerikas zerschmettert. Dennoch gibt es keinen politischen Willen, über die Situation etwas zu tun. Weit davon entfernt, mehr Energie zu verwenden, um Arbeitsplätze zu schaffen, sind sich beide Parteien einig, die Ausgaben zu streichen, während Arbeitsplätze dabei vernichtet werden, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Rule by Rentiers“) in NYT. Auch die Fed eilt nicht zur Rettung. Und ein Schuldenerlass für Hausbesitzer, was dazu viel hätte beitragen können, um die gesamtwirtschaftliche Erholung zu fördern, ist einfach weg vom Tisch.

Die Situation ist in Europa ähnlich, wohl aber noch schlimmer, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hervor. Was verbirgt sich hinter der transatlantischen politischen Lähmung? Er sei immer mehr davon überzeugt, dass es sich dabei um eine Reaktion des Drucks der Interessengruppen handelt. Bewusst oder nicht, bewirten die politischen Entscheidungsträger fast ausschliesslich die Interessen der Rentier, derjenigen (siehe hier), die viele Einkünfte aus Vermögenswerten beziehen. Die Rentiers haben in den vergangenen Jahren grosse Summen an Geld verliehen, oft unbedacht, und sie werden jetzt auf Kosten von anderen vor Verlusten geschützt, legt Krugman dar.

Deficit Spending könnte für die Arbeitslosen Jobs besorgen. Aber es dürfte den Interessen der bestehenden Anleihegläubiger zuwiderlaufen. „Mehr aggressives Vorgehen der Fed könnte uns aus dieser Krise herausholen. Aber Deflation, nicht Inflation dient den Interessen der Gläubiger. Und es gibt einen heftigen Widerstand gegen alles, was nach Schuldenerlass schmeckt“, beschreibt Krugman.

Wer sind all diese Gläubiger? Die einzig wirklichen Nutzniesser der Pain Causus-Politik (siehe hier), abgesehen von der chinesichen Regierung, sind die Rentier (siehe hier): Banker und vermögende Privatpersonen mit vielen Anleihen in ihren Portfolios.

Und das erklärt, warum Interessen der Gläubiger in der Politik so hervorsteht, nicht nur ist es die Klasse, die grosse Wahlkampfspenden finanziert, sondern es ist die Klasse, die einen persönlichen Zugang zu politischen Entscheidungsträgern hat. Viele von ihnen gehen, um für diese Leute zu arbeiten, wenn sie ihren Job im Dienste des Staates durch die Drehtür verlassen. Der Prozess der Einflussnahme muss nicht unbedingt rohe Korruption bedeuten, obwohl es auch stattfindet. Alles, was es erfordert, ist die Tendenz, anzunehmen, dass, was für die Leute, mit denen Sie hängen, gut ist, auch für die Wirtschaft als Ganzes gut sein muss: „Hey, sie sind reich, schlau und sie haben grossartige Schneider“.

Aber die Tatsache ist genau das Gegenteil: Die gläubiger-freundliche Politik lähmt die Wirtschaft. Das ist ein Negativ-Summen-Spiel, in dem der Versuch, die Rentier vor Verlusten zu schützen, viel grössere Verluste auf alle anderen auferlegt. Und der einzige Weg, um eine echte Erholung zu erhalten, ist aufzuhören, das Spiel zu spielen, schlussfolgert Krugman.

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