Montag, 15. August 2011

Nicht-Wunder von Texas


Ein konservativer texanischer Gouverneur hat am Wochenende seine Präsidentschaftskandidatur angekündigt. Rick Perry, ein 61-jähriger Evangelikaner hat im Dezember 2000 das Gouverneuramt von Bush übernommen. „Und wir wissen, worüber seine Kampagne laufen wird: Glaube an Wunder“, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („The Texas Unmiracle“) in NYT.

„Einige dieser Wunder beinhalten Dinge, dass Sie verpflichtet sind, Bibel zu lesen. Aber seine Kampagne wird wahrscheinlich ein säkulares Thema zentrieren: das angebliche Wirtschaftswunder in Texas, wo, wie oft behauptet wird, dank konservativer Wirtschaftspolitik nahezu unversehrt durch die Great Recession gesegelt wurde“, beschreibt Krugman. Und Mr. Perry behauptet, dass er den Wohlstand in Amerika wieder herstellen kann, mit der gleichen Politik auf der nationalen Ebene.

„Was Sie wissen müssen, ist, dass Texas Wunder ein Mythos ist, dass Texas Erfahrung keine nützlichen Lektionen bietet, wie man die Vollbeschäftigung auf nationaler Ebene wiederherstellen kann“, legt Krugman dar.

Woher kommt also die Vorstellung von einem Wunder aus Texas? Hauptsächlich aus dem schnellen Bevölkerungswachstum als im Rest von Amerika, etwa doppelt so schnell seit 1990. Mehrere Faktoren liegen diesem rasanten Bevölkerungswachstum zugrunde: eine hohe Geburtenrate, Zuwanderung aus Mexiko, und die Zuwanderung von Amerikanern aus anderen Bundesstaaten, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Was hat aber das Bevölkerungswachstum mit dem Beschäftigungswachstum zu tun? Nun, das hohe Bevölkerungswachstum führt zum überdurchschnittlichen Beschäftigungswachstum. Gleichzeitig hält die rapide Wachstumsrate der Arbeitskräfte in Texas die Löhne niedrig. Beinahe 10% der Texaner Arbeitnehmer verdienen den Mindestlohn oder weniger, deutlich über dem nationalen Durchschnitt und diese niedrigen Löhne geben Unternehmen einen Anreiz, die Produktion auf Lone Star State zu verlagern, erläutert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.

Dennoch, deutet das Beschäftigungswachstum Texas auf den Weg zu einem schnelleren Beschäftigungswachstum im ganzen Land hin? Nein, unterstreicht Krugman. Was Texas zeigt, ist, dass ein Bundesstaat mit billigen Arbeitskräften und einer schwachen Regulierung Jobs aus anderen Bundesstaaten anziehen kann. Krugman denkt, dass die angemessene Reaktion auf diesen Einblick „Ach nee“ ist. Der Punkt ist, dass das Argument, mit erdrückten Löhnen und dem Abbau der Regulierung in Amerika als Ganzes mehr Arbeitsplätze zu schaffen sind, ein „fallacy of composition“ (Trugschluss) ist. Nicht jeder Bundesstaat kann in der Praxis von einem anderen Bundesstaat Arbeitsplätze anlocken, erklärt Krugman.

Fazit: „Wenn Mr. Perry sich als Kandidat vorstellt, der weiss, wie Arbeitsplätze zu schaffen sind, glauben Sie ihm nicht. Seine Rezepte für die Schaffung von Arbeitsplätzen würden in der Praxis wie seine Versuche, die auf Gebet basieren, die Dürreperiode in Texas zu beenden, funktionieren“, fasst Krugman zusammen.

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