Freitag, 26. August 2011

US-Notenbank wird politisch eingeschüchtert


Investoren warten auf der ganzen Welt gespannt auf Ben Bernankes Rede auf der jährlichen Versammlung der US-Notenbank in Jackson Hole. Alle wollen wissen, ob Bernanke eine neue Politik ankündigen wird, was die Wirtschaft daraus holen könnte, wo es mehr und mehr nach einem quasi-permanten Zustand der mangelhaften Nachfrage und der hohen Arbeitslosigkeit aussieht.

Paul Krugman glaubt nicht, dass Bernanke etwas Signifikantes nahelegen würde, wie er in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Bernankes Perry Problem“) in NYT zum Ausdruck bringt. Warum? In zwei Worten: Rick Perry, bemerkt Krugman.

Perry hat bekanntlich Bernanke mit schlimmen Folgen gedroht, falls der Fed-Chef vor der Wahl 2012 eine expansive Geldpolitik verfolgen sollte, als ein Symbol der politischen Einschüchterung, was unsere letzte Hoffnung für die Erholung der Wirtschaft tötet, argumentiert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Um zu sehen, wovon Krugman redet, muss man sich fragen, welche Politik die Fed eigentlich in der Gegenwart verfolgt: Bernanke hat im Jahre 2000 eine Reihe von Vorschlägen für die Geldpolitik auf der „Null-Untergrenze“ unterbreitet. Es ist wahr, dass die Forschungsarbeit auf Japans Geldpolitik beruht. Aber Amerika befindet sich gerade genau so in einer wirtschaftlichen Falle wie Japan, nur noch schärfer,so Krugman.

Damals hat Bernanke vorgeschlagen, dass die Bank of Japan (BoJ: Die japanische Notenbank) die japanische Wirtschaft mit einer Vielzahl von unkonventionellen Massnahmen vorantreiben könnte: Ankauf von langlaufenden Staatsanleihen (um die Renditen zu senken und auf diese Weise die Finanzierungskosten zu verringern), Ankündigung, dass die kurzfristigen Zinsen für einen längeren Zeitraum nahe Null verbleiben würden (um die langfristigen Zinsen weiter zu senken), Ankündigung, dass die Notenbank eine moderate Inflation anpeilt, indem sie die Zielvorgabe im Bereich von 3-4% festlegt (für eine Reihe von Jahren beizubehalten), was die Kreditaufnahme fördern und die Menschen davor abhalten würde, Cash zu horten und ein Versuch, eine erhebliche Abwertung des Yen zu erreichen.

Warum verfolgt aber die Fed die Tagesordnung, die von ihrem eigenen Chef  einst für Japan empfohlen wurde, nicht?

Teil wegen der inneren Zwietracht. Gemeint sind die drei Inflationsfalken im geldpolitischen Ausschuss der US-Notenbank. Die längere Antwort hat jedoch mit dem politischen Druck zu tun. Im vergangenen Jahr hat die Fed eine allgemein als QE-Politik (quantitative easing) bekannte Anleihenkaufprogramm eingerichtet. Aber sie ist auf eine politisch unverhältnismässige Gegenreaktion gestossen, legt Krugman dar.

Nun stellen Sie sich die Reaktion vor, wenn die Fed tatsächlich so handeln würde wie im Programm (2000) von Bernanke dargestellt wurde, eine höhere Inflationsrate anpeilend, und einen schwächeren Dollar-Kurs verfolgend? Ein politischer Feuersturm würde ausgelöst, mit prominenten Republikanern wie Paul Ryan, der die angebliche „debase the dollar“-Politik anprangert.

Aus diesen Gründen erwartet Krugman keine inhaltliche geldpolitische Ankündigung in Jackson Hole. „In der Tat wird politisch eingeschüchtert, während die Wirtschaft weiter stagniert. Und das ist sehr schlecht“.

Die politische Opposition hat die Fiskalpolitik bereit verkrüppelt, anstatt zu helfen, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Der Staat zieht sich zurück, was sich als ein Hemmschuh in Bezug auf die Produktion und die Beschäftigung erweist.

Mit der eingeschüchterten Fed ist es schwer, ein Ende der gegenwärtigen wirtschaftlichen Katastrophe zu sehen, schlussfolgert Krugman.

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