Sonntag, 25. September 2011

Wende im Inflationsdiskurs?

Es waren von Anfang an Mainstream-Ökonomen, die seit dem Ausbruch der Finanzkrise vor einer galoppierenden Inflation warnen. Ökonomen mit Weitsicht, wie Paul Krugman, Mark Thoma und Brad DeLong haben sich hingegen an das Lehrbuch Makroökonomie gehalten und anhand von Modellen überzeugend dargelegt, dass die Inflation keine Gefahr darstellt, weil, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, die Zinsen nicht durch die Decke schiessen müssen. Und die Erhöhung der Staatsausgaben (defict spending) würde die privaten Investitionen nicht verdrängen (kein crowding-out).

Die angebotsseitig orientierten Ökonomen schicken sich nun allem Anschein nach an, zu bekunden, dass sie über die Inflation nicht besorgt sind. Greg Mankiw schreibt in seinem Blog, dass mehrere Leute ihn gefragt hätten, ob die aggressiven Versuche der Fed, um die Wirtschaft anzukurbeln, zu einer galoppierenden Inflation führen werde, während das Wirtschaftswachstum schwach verlaufe. Es sei möglich, dass das mit der Zeit eintreten könne. Aber er sehe nicht, dass das gerade jetzt geschehe, hebt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.


Billion Price Index, Graph: The Billion Prices Project at MIT

„Die Trägheit am Arbeitsmarkt hält das Wachstum der nominalen Löhne niedrig, und die Arbeit repräsentiert einen grossen Teil der Kosten eines typischen Unternehmens“, argumentiert der ehemalige Vorsitzende des Rates der Wirtschaftsberater des Präsidenten George W. Bush.

Ein anhaltendes Inflationsproblem würde sich unwahrscheinlich entwickeln, solange die Lohnkosten nicht beginnen, deutlich zu zunehmen, erklärt Mankiw. Mit dem Hinweis auf die Stagnation in den 1970er Jahren legt Mankiw nahe, dass dasselbe auch jetzt passiert. Aus diesem Grund denke er, dass die Fed auf dem richtigen Weg sei, sich um die schwache Konjunktur mehr Sorgen zu machen als um die Inflationsgefahren.

Während Greg Mankiw über die Situation um die Inflation entspannt wirkt, macht sich Paul Krugman wegen der zu niedrigen Inflation Sorgen. „Es gibt aber immer wieder Menschen, die in verschiedenen Orten auftauchen und argumentieren, dass (a) die offiziellen Zahlen die wahre Inflation stark untertreiben und (b) die Inflation in letzter Zeit ziemlich hoch gewesen ist. Und wir sollten besorgt sein, dass die Inflation noch weiter steigen kann“, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor in seinem Blog dar.

Wie lautet also die Antwort?

„Wenn viele Leute darauf hinweisen, dass sie wirklich glauben, dass wir eine Inflation in Höhe von 10% haben, würde keine anderen wirtschaftlichen Daten einen Sinn ergeben: das reale BIP müssten kräftig abstürzen, was aber im Widerspruch mit allem steht, was wir heute beobachten“, hält Krugman fest.

Abgesehen von diesen Erwägungen haben wir jetzt Inflationsschätzungen, die völlig unabhängig von den offiziellen Zahlen vermittelt werden, wie z.B. der Billion Price Index. Was besagt der Index? Nur etwas dasselbe, wie die offizielle Inflation, nicht genau dieselbe, weil die Erhebungsmethoden unterschiedlich sind. Es sei denn, Sie denken, dass die Jungs an der MIT auch auf Verschwörung hinaus sind.

Nun, wie sieht es mit dem 3,8%igen Anstieg des Verbraucherpreisindexes (CPI) im vergangenen Jahr aus? Wenn man sich die Details ansieht, ist es klar, dass es weitgehend um die Rohstoffpreise geht, v.a. Öl, aber zu einem gewissen Grad auch Nahrungsmittel und was die Schwellung in den Bekleidungspreisen betrifft, wahrscheinlich auch Baumwolle.

Das ist jetzt alles Geschichte. Es war die Anschwellung Ende 2010 und Anfang 2011, die sich durch die Pipeline durchgearbeitet hatte. Und der Rohstoffboom besteht nicht mehr fort. Und es bildet sich tatsächlich zurück, erklärt Krugman.

Aus all diesen Gründen sehen die Märkte in Bezug auf die Zukunft nicht viel Inflation.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das würde heissen eine Rezession und dass die Regierugnen ihre Schulden mit teurem Geld bezahlen werden müssen. Und die Regierugnen haben kein Geld dafür. Das heisst wiederum, dass eine neu QE3 bevorsteht und die Energiepreise weitersteigen werden.
Also es ist eine Pause in der Inflation, keine Trendwende.