Mittwoch, 19. Oktober 2011

Fed und nominelle BIP-Steuerung

In einer aktuellen Notiz plädiert Goldman Sachs für eine nominelle BIP-Steuerung (nominal GDP targeting). Es handelt sich dabei um den künftigen Wert des BIP(in US-Dollar), was zugleich das Versprechen für eine höhere Inflationsrate auf mittlere Sicht bedeutet, und mehr mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) fordern würde. Der Vorschlag kommt von Jan Hatzius, und es ist nicht die offizielle Politik von Goldman Sachs, hebt Paul Krugman in seinem Blog hervor.

Hatzius, Chef-Ökonom der US-Investmentbank fordert die Fed auf, Staatsanleihen zu kaufen und ihre Bilanz auf 3‘000, 4‘000 und 5‘000 Mrd. $ zu erweitern, um auf dem Pfad vor der Depression ein nominelles BIP anzusteuern, berichtet Brad DeLong (via BusinessInsider) in seinem Blog, mit der Bemerkung, dass nun nach Morgan Stanley, auch Goldman Sachs sich an die 99% anschliesst.


Nom. BIP (USA) und Produktionslücke (output gap), Graph: Jan Hatzius, Goldman Sachs

Der bestimmte Pfad, der in der Abbildung errechnet ist, wurde von Hatzius als BIP-Niveau 2007 mit einer Wachstumrate von 4,5% pro Jahr hochgerechnet. Der Ökonom geht von dieser Zahl als die Summe des realen potenziellen BIP-Wachstums von 2,5% und der Inflation von 2% (gemessen am BIP-Deflator) aus.

Ben Bernanke sagte gestern in einem Referat („The Effects of the Great Recession on Central Bank Doctrine and Practice“), dass „Forward Guidance“ (zukunftsgerichtete Orientierungshilfe) und andere Formen der Kommunikation über die Geldpolitik der Fed wertvoll sein können. Bernanke erwartet einen zunehmenden Einsatz solcher Werkzeuge in der Zukunft.

Ist es ein Signal, dass die Fed sich von jetzt an mehr um die Beschäftigung und das Wirtschaftswachstum kümmern wird, als je zuvor, indem sie eine nominelle BIP-Steuerung anstrebt?

Scott Sumner hat in den vergangenen Monaten öfters auf die Vorteile der nominellen BIP-Steuerung (nominal GDP level target) durch die Fed hingedeutet. Der an der Bentley University lehrende Wirtschaftsprofessor schreibt nun in seinem Blog, dass die Problematik jetzt statt mit Zinsen mit QE angepackt werden soll. Und das soll solange fortgesetzt werden, bis die Prognosen für Inflation und Beschäftigung erreicht werden. Und dann sollen Beschäftigung und Inflation durch die nominelle BIP-Steuerung (NGDP) ersetzt werden. „Es ist ein langer Weg, aber auch die längste Reise beginnt mit einem einfachen Hinweis von Bernanke“, hält Sumner fest.

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