Donnerstag, 27. Oktober 2011

Frankfurt versus EZB

Paul De Grauwe nimmt sich in einem ausgezeichneten nachfolgenden Artikel („European summits in ivory towers“) in voxeu zum Beitrag von Paul Krugman von gestern die EZB an, die sich weigert, zu tun, was notwendig ist. Die EZB sucht nämlich weiter Zuflucht in einer engen Definition ihrer Rolle inmitten einer schweren Krise.

„Der Punkt ist, dass wir ein paar Jahrhunderte Erfahrung mit Zentralbanken haben und diese Erfahrung zeigt deutlich, dass die lender of last resort Funktion von entscheidender Bedeutung ist“, legt Krugman in seinem Blog dar.

Die Fed ist grundsätzlich gegründet worden, nachdem Amerika auf JP Morgan angewiesen war, in Panik von 1907 diese Rolle zu übernehmen. Und es wurder erkannt, dass man nicht immer auf die Hilfe von JP Morgan zählen könnte, wenn man sie brauchte, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Nun gibt es gibt einige Leute in Frankfurt, die sich offenbar der These widmen, dass sie Zentralbank Europas sein können, ohne die Funktion von lender of last resort auszuüben, weil ihre Aufgabe stabile Preise sei. Punkt. Basta! „Dies läuft auf eine radikale Theorie hinaus, im Widerspruch zu Erkenntnissen und Erfahrungen. Und es ist die Theorie, die den Euro töten könnte“, fasst Krugman als Fazit zusammen.

Es gibt keine alberne Weise, ein Programm zum Ankauf von Anleihen umzusetzen, wie die EZB es getan hat. Indem von Anfang an klar war, dass die EZB ihrem eigenen Anleihekaufprogramm nicht vertraute, war die EZB zum Scheitern verurteilt. Indem sie signalisiert hat, dass sie Anleihen, die sie kaufte, misstraute, hat die EZB Investoren angedeutet, dass auch sie diesen Anleihen misstrauen sollten, beschreibt De Grauwe.

Sicherlich gab es einen besseren Weg, das Programm umzusetzen, als die EZB beschloss, Staatspapiere zu kaufen. Die EZB hätte nämlich laut De Grauwe ankündigen sollen, dass sie sich voll verpflichtet, ihre alle Feuerkraft einzusetzen, Staatsanleihen zu erwerben und dass sie es nicht zulassen würde, dass die Preise der Anleihen unter ein bestimmtes Niveau fallen. Das würde Vertrauen schaffen. Die Anleger wissen, dass die EZB über eine überlegene Feuerkraft verfügt und wenn sie überzeugt davon sind, dass die EZB nicht zögern würde, die Kraft zu benutzen, würden sie an ihren Anleihen festhalten. Das Schöne an diesem Ergebnis ist, dass die EZB nicht einmal viele Anleihen zu kaufen braucht, legt der an der University of Leuven lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Die europäischen Staats- und Regierungschef leben in einem Elfenbeinturm. Getrennt von den wirtschaftlichen und finanziellen Realitäten haben sie eine Institution eingerichtet, die nicht funktioniert und nie richtig funktionieren wird. 

Nun schaffen einen finanziellen Aufhänger (gemeint ist die EFSF) und erwarten in ihrer Phantasie, dass dieser die Finanzierungsprobleme der grossen Mitglieder der Eurozone löst. Es ist Zeit für die europäischen Staats- und Regierungschef einen Schritt zurück in die reale Welt zu tun.

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