Montag, 17. Oktober 2011

Occupy Wall Street: Gejammer von Lords of Finance

Die Bewegung Occupy Wall Street wächst weiter. Die Antwort von den Zielen der Bewegung hat sich inzwischen schrittweise  verändert: verächtliche Abweisung wird durch Jammern ersetzt. Die modernen Herrscher der Finanzwelt schauen auf die Demonstranten und fragen, verstehen die nicht, was wir für die US-Wirtschaft getan haben? Die Antwort ist: ja, viele der Demonstranten verstehen tatsächlich. Das ist der Grund, warum sie protestieren, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Losing Their Immunity“) in NYT.

Krugmans Lieblingszitat stammt von einem ungenannten Money Manager, der erklärt hat: „Finanzdienstleistungen sind eine der letzten Dinge, die wir in diesem Land tun und wir tun es auch. Lasst uns es begrüssen“. Aber die Finanzialisierung von Amerika wurde nicht von einer unsichtbaren Hand des Marktes diktiert. Was die Finanzindustrie viel schneller als der Rest der Wirtschaft seit rund 1980 hat wachsen lassen, war die Deregulierung, hält der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor fest.

Nicht zuverlässig war die Zeit einer immer grösser werdenden Finanzbranche auch eine Zeit der wachsenden Ungleichheit von Einkommen und Vermögen. Es hiess, dass all das durch die Ergebnisse gerechtfertigt sei: die Gehaltsschecks der Finanzgenies der Wall Street seien angemessen, wegen der wunderbaren Dinge, die sie getan hätten. Es ist jedoch irgendwie nicht gelungen, dass die Wunderhaftigkeit an den Rest des Landes durchgesickert ist (trickle-down). Und das war bereits vor der Krise wahr, hält Krugman fest.

Dann kam die Krise, die aufgezeigt hat, dass all diese Behauptungen, wie das moderne Finanzwesen die Risiken verringert, völliger Unsinn waren. Die staatlichen Rettungsaktionen (bail out) waren alles, die uns von einer finanziellen Kernschmerze geretten haben, die so schlimm oder noch schlimmer war als diejenige, die die Weltwirtschaftskrise (Great Depression) verursacht hat, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) dar.

Die Gehälter an der Wall Street haben sich wieder erholt, während die gewöhnlichen Arbeitnehmer nach wie vor unter hoher Arbeitslosigkeit und den sinkenden Löhnen leiden. Doch ist es schwieriger denn je, zu sehen, wenn überhaupt, was die Finanzmänner tun, um Geld zu verdienen. Warum erwartet die Wall Street also, dass ihr Gejammer ernst genommen wird?

Wall Street verdankt diesen Rettungsaktionen viel: Geld. Geld regiert die amerikanische Politik (money talks) und was das Geld der Finanzindustrie in letzter Zeit besagt, ist, dass es jeden Politiker, der es wagt, egal wie sanft, das Verhalten der Finanzindustrie zu kritisieren, bestrafen wid, wie die Art und Weise belegt, dass die Wall Street Präsident Obama zugunsten von Mitt Romney fallen lässt. Und das zeigt, dass die Finanzindustrie über die jüngsten Ereignisse schockiert ist.

„Wie Sie bemerken, hat es bis vor ein paar Wochen so ausgesehen, als ob Wall Street unser politisches System effektiv ins Vergessen über die üppigen Gehaltschecks während der Zerstörung der Weltwirtschaft bestochen und schikaniert hätte. Dann bestanden einige Leute plötzlich darauf, das Thema wieder in die Tagesordnung zu bringen. Und die Empörung hat Resonanz von Millionen von Amerikanern gefunden“, fasst Krugman zusammen. Kein Wunder, dass die Wall Street jammert.

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