Donnerstag, 3. November 2011

Die Wetten von MF Global im vier-Quadranten-Ansatz

Wir brauchen ein dreistufiges Modell, um zu veranschaulichen, wie MF Global mit hochspekulativen Wetten auf Staatsanleihen aus der Eurozone untergegangen ist, erklärt Brad DeLong in seinem Blog.

In der Stufe Null baut MF Global die Finanzierung mit seiner Gegenpartei auf und kauft Staatsanleihen an der EU-Peripherie.

In der Stufe Eins sehen wir, ob der Markt gegenüber Staatsanleihen aus der EU-Peripherie Risikotoleranz (tolerant) oder Risikoaversion (intorelant) an den Tag legt. Wenn der Markt risikotolerant ist, bleiben die Anleihekurse hoch. Wenn der Markt risikoscheu ist, fallen die Anleihekurse zusammen.

In der Stufe Zwei ist es so, dass die Länder an der EU-Peripherie ihre Anleihen entweder bedienen (d.h. sie zahlen die Kuponzinsen + Tilgung), oder sie bedienen sie nicht (default, d.h. Zahlungsverzug).

Nun sind vier mögliche Ergebnisse vorhanden, wie im Quadranten-Ansatz dargestellt ist: (1) Der Markt ist risikotolerant und die Anleihen werden bedient, (2) Der Markt ist risikoscheu und die Anleihen werden bedient, (3) Der Markt ist risikotolerant und Zahlungsausfall (default), und (4) Der Markt ist risikoscheu und Zahlungsausfall (default)


MF Globals Wette auf Anleihen aus der Eurozone im vier-Quadranten-Ansatz mit möglichen Ergebnissen, Graph: Prof. Brad DeLong

MF Global gewinnt im Feld (1). Aber auch die Gegenpartei von MF Global gewinnt im Feld (1). In drei anderen Ergebnissen (im Feld 2, 3 und 4) ist MF Global erledigt. Die Gegenpartei (counterparty)  ist in den beiden Fällen, wo die Anleihen nicht bedient werden (also default) erledigt. Das sind die Felder (3) und (4).

Fazit:

MF Global schliesst Wetten in zwei Richtungen ab: Die Wette, dass die EU-Peripherie die Schuldtitel bedient, und die Wette, dass der Markt gegenüber der EU-Peripherie risikotolerant bleibt. Wenn eine von der beiden Wetten fehlschlägt, ist MF Global erledigt.

Die Gegenpartei macht eine komplexere Wette: Das beste Szenario ist, wenn der Markt die Risikobereitschaft ablegt, aber die EU-Peripherie die Anleihen trotzdem bedient. Die Gegenpartei gewinnt, wenn der Markt risikotolerant bleibt und die Anleihen aus der EU-Peripherie bedient werden.

Exkurs:

MF Global hat die Schuldtitel auf Kredit gekauft, indem es „repo-to-maturity“ (siehe für Details hier) Geschäfte abgeschlossen hat. Das heisst, dass die Anleihen als Sicherheit (collateral) für das geliehene Geld verwendet wurde und das Handelshaus hat am  Spread zwischen dem Satz an Kuponzahlungen aus den Anleihen (die es einkassiert hat) und dem Zinssatz, den es für die Kreditgeber (Gegenpartei) gezahlt hat, Geld verdient.

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