Mittwoch, 23. November 2011

Straffe Geldpolitik und Risikoaufschläge in der Eurozone

Woran lässt sich erkennen, dass die Eurozone-Krise sich in den vergangenen Wochen verschärft hat? Ein Indikator ist der Risikoaufschlag, d.h. die Spreads zwischen den deutschen Bundesanleihen und den Anleihen anderer Mitgliedsländer der Eurozone. Die Renditeabstände haben sich in letzter Zeit erheblich ausgeweitet. Das heisst, dass die Krise sich verschlimmert.

Eine grosse Differenz zwischen Markt-Monetaristen und Keynesianern (Makrökonomen) ist, wie sie die Verbindung zwischen der Geldpolitik und den Zinssätzen betrachten, bemerkt Nick Rowe in seinem Blog.

Die Keynesianer neigen dazu, zu denken, dass die Geldpolitik durch ihre Auswirkungen auf die realen Zinssätze funktioniert. Hohe Realzinsen sind ein Zeichen des knappen Geldes und niedrige Realzinsen sind ein Zeichen der lockeren Geldpolitik.

Die Monetaristen neigen dazu, zu denken, dass die Geldpolitik, ob sie straff oder locker ist, von den Erwartungen in Bezug auf das nominelle BIP abhängt. Wenn eine straffe Geldpolitik ein Rückgang des erwarteten künftigen nominellen BIP (NGDP) bedeutet, dann dürften die geplanten Investitionen abnehmen und die geplanten Ersparnisse zunehmen. Und die Zinssätze, nominell oder real, dürften fallen, erklärt der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor.


Deutsche Bundesanleihen (10Jahre) Rendite, Graph: Bloomberg

Für eine gegebene Gesamtmenge an Vermögenswerten verringert eine straffe Geldpolitik (d.h. kontraktive Geldpolitik) das Angebot an sicheren Anlagen und erhöht das Angebot an riskanten Anlagen, da einige frühere sichere Anlagen nun riskant werden.

Da sichere und riskante Anlagen unvollkommene Substitute auf der Nachfrageseite sind, folgt der Veränderung des relativen Angebots an sicheren und riskanten Anlagen eine Veränderung der relativen Preise. Der Preis für sichere Anlagen im Verhältnis zum Preis von riskanten Anlagen steigt.

Auf diese Weise fällt die Rendite der sicheren Anlagen im Verhältnis zur Rendite der riskanten Anlagen. Eine straffe Geldpolitik (tight money) verursacht einen Anstieg der Renditeabstände, erklärt Rowe.

Steigende Risikoaufschläge sind ein Symptom der kontraktiven Geldpolitik. Einfach deprimierend.

Rowe fügt als Fazit hinzu, dass er sich nicht sicher sei, wie lange die Renditedifferenz als nützlicher Indikator bleiben werde. Die Menschen scheinen davon auszugehen, dass die deutschen Bundesanleihen sicher bleiben werden. Rowe möchte aber nicht darauf wetten, wenn die Politik des knappen Geldes anhält.

Keine Kommentare: