Donnerstag, 15. Dezember 2011

Finanzstabilität in der Schweiz

Vor dem Hintergrund der gegenwärtig gedämpften globalen Wachstumsaussichten hat Thomas Jordan heute in Bern im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung die wichtigsten Entwicklungen im Bereich der Finanzstabilität in der Schweiz erläutert.

Der Vize-Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sieht zweierlei Handlungsbedarf: (1) die Grossbanken müssen ihren verlustabsorbierenden Eigenkapital rasch weiter aufbauen und (2) die inlandorientierten Banken müssen einen Rahmen für eine effiziente makroprudenzielle Politik aufbauen.

Ad 1) Die Schweizer Grossbanken, CS und UBS müssen ihre Eigenkapitalsituation weiter verbessern. Jordan zeigt dafür drei Wege auf: (a) die Grossbanken können ihre Gewinne einbehalten, (b) die Grossbanken können Wandlungskapital (z.B. „Coco-Bonds“ oder Anleihen mit Forderungsverzicht) emittieren und (c) die Grossbanken können die Reduktion ihrer Risiken beschleunigen.

Ad 2) Bei den meisten inlandorientierten Banken sei die Kapitalsituation laut Jordan nach wie vor gut. Die Profitabilität sei aber leicht gesunken. Die inlandorientierten Banken sehen sich zugleich mit zwei bedeutenden Risikofaktoren konfrontiert: (I) das hohe Zinsänderungsrisiko und (II) ein weiter angestiegenes Kreditrisiko.


Anleger kaufen tendenziell Franken, wenn das wahrgenommene Risiko ansteigt (*), Graph: Jean-Pierre Danthine, SNB

Das Zinsänderungsrisiko misst laut Jordan das Verlustpotenzial, das bei den Banken aufgrund der unterschiedlichen Zinsbindungen der Forderungen (z.B. Hypotheken) und Verpflichtungen (z.B. Kundeneinlagen) besteht: „Während die Zinsbindung der Forderungen zunehmend länger wird, bleibt diejenige der Verpflichtungen sehr kurz“.

Das Kreditrisiko erhöht sich aus zwei Gründen: (i) wegen der Eintrübung der Konjunktur und (ii) wegen der starken Zunahme der Hypotheken und der Immobilienpreise.

Die SNB hatte vor einem Jahr auf die Defizite im Bereich des makroprudenziellen Instrumentariums hingewiesen. Heute hält Jordan „wichtige Fortschritte“ fest: (A) ein antizyklischer Eigenkapitalpuffer in Bezug auf den Immobilien- und Hypothekenmarkt, welcher im Rahmen der „Arbeitsgruppe Finanzstabilität“ im schweizerischen Finanzministerium konkretisiert wurde. (B) die Entscheidungskompetenz der SNB, zu bezeichnen, welche Banken und welche Funktionen einer Bank systemrelevant (Too-Big-To-Fail) sind und (C) die SNB bekommt einen verbesserten Informationszugang zu den Banken.

Die SNB begrüsst diese Fortschritte bei der Gestaltung der makroprudenziellen Politik in der Schweiz. Entscheidend ist aber laut Jordan, dass die entsprechenden Massnahmen tatsächlich umgesetzt werden.

(*) zur Abbildung:

Wie in der roten Säule dargestellt, gab es zwischen 1999-2011 einen positiven Zusammenhang zwischen den Bewegungen des Franken und jenen von Risikofaktoren (z.B. VIX-Index). Das heisst, dass Anleger Franken kaufen, wenn das Risiko, das sie wahrnehmen, steigt.

Die blaue Säule zeigt die negative Korrelation zwischen den Bewegungen des Frankens und den Preisen für risikobehaftete Anlagen (z.B. MSCI Welt Aktien Index). Das heisst, dass die negativen Marktbewegungen mit einem Anstieg des Frankens einhergingen. Die Korrelation scheint sich nun nach der Einführung eines Mindestkurses für den Euro gegenüber dem Franken abgeschwächt zu haben.

Keine Kommentare: