Dienstag, 6. Dezember 2011

Keynes versus Hayek: Welche Debatte?

David Warsh (hat tip to Mark Thoma) befasst sich in einem lesenswerten Eintrag („Ruizismus among the Austrians“) in seinem Blog mit dem Schatten von Friedrich von Hayek. Genau genommen geht es um die Geschichte des kurzlebigen Wettstreits zwischen Hayek und John Maynard Keynes in den früheren 1930er Jahren.

„Hayek ist nicht eine wichtige Person in der Geschichte der Makroökonomie. In diesen Tagen sehen wir aber immer wieder Artikel, die versuchen, den Eindruck zu hinterlassen, als ob es eine grosse Debatte in den 1930er Jahren zwischen Keynes und Hayek gegeben hätte und dass dieses Debatte sich über die Generationen fortsetze“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Wie Warsh zum Ausdruck bringt, ist nichts dergleichen passiert. Hayek hat sich im Wesentlichen zu Beginn der Grossen Depression blamiert und seine Ideen sind aus der Fachdiskussion verschwunden.

Warum wird aber sein Name jetzt so sehr aufgerufen? Weil „Der Weg zur Knechtschaft“ (The Road to Serfdom) eine politische Saite mit den amerikanischen Rechten angestimmt hat, wobei Hayek als eine Art Maskottchen dient. Und seine Rolle wird rückwirkend als ökonomischer Denker aufgeblasen, wie Krugman angemessen beschreibt.

Warsh geht mit Hayek sogar grausamer ins Gericht als Krugman. Warsh vergleicht Hayek mit Rosie Ruiz, die behauptet hatte, einen Marathon gewonnen zu haben, wobei sie bis kurz vor Ziellinie mit der U-Bahn gefahren war.

Angesichts der Kritik, die Krugman im allgemeinen ausübt, wie weit die Makroökonomie seit den 1970er Jahren gekommen ist, mahnt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises zu Vorsicht an, während man sich über die Ideen, die ignoriert oder vom professionellen Mainstream abgeleht worden sind, äussert, weil solche nicht unbedingt wertlos sind. Das offensichtlichste Beispiel ist Hyman Minsky. Seine Ideen tauchen nun wieder im Denken von vielen Ökonomen auf, obwohl Minsky als eine sehr marginale Figur gestorben ist.

Aber Hayeks Sache betrifft fast ausschliesslich die Politik, nicht die Wirtschaft, hebt Krugman hervor. Ohne „The Road to Serfdom“ würde niemand von seinen Ideen in Bezug auf die Konjunkturzyklen Kenntnis nehmen, wobei das Buch vom Eigennutz verwendet wurde, um sich gegen den Wohlfahrtsstaat zu widersetzen.

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