Sonntag, 1. April 2012

Banken Mystik und Finanzkrise


(Wonkish)

Paul Krugman hebt in seinem Blog wieder hervor, dass viele Kommentatoren allem Anschein nach die Unterscheidung zwischen der Aussage, dass die Banken Geld schaffen, was je in jedem Buch der Volkswirtschaftslehre, einschliesslich des von Krugman zu lesen ist, und auch zutrifft, weil der Geldmultiplikator damit zu tun hat, und der Aussage, dass die Fähigkeit der Banken, Geld zu schaffen, nicht durch die Notenbankgeldmenge (monetary base) eingeschränkt ist, nicht begreifen.

Krugman beschäftigt sich mit dieser von einigen Experten vertretenen Ansicht, wonach die Banken aus der Luft Geld schaffen können. Die Tatsache, dass die Fähigkeit der Banken, Kredit zu vergeben, durch ihre Einlagen eingeschränkt ist, oder dass die Notenbankgeldmenge eine wichtige Rolle spielt, wird dabei vehement verneint. Es heisst weiter, dass die Banken kaum noch Reserven halten (was auch stimmt), sodass die Bemühungen der US-Notenbank Reserven zu schaffen oder zerstören, keinen Einfluss darauf ausübt.

Das ist alles falsch, hält Krugman fest.

Zunächst einmal muss jede einzelne Bank das Geld, das sie als Einlagen bekommt, weiter verleihen. Die Bankmitarbeiter im Kredit-Department können nicht einfach Checks aus der Luft schreiben und aushändigen wie wenn sie Mitarbeiter irgendeines Finanzintermediärs wären. Sie müssen mit den Mitteln, über die sie verfügen, Vermögenswerte kaufen, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Aber die übliche Behauptung lautet wie folgt: ja, es gilt für jede einzelne Bank, aber das Geld, das die Banken als Kredit vergeben, landet als Einlage in anderen Banken, sodass es eigentlich keine Einschränkung in Bezug auf die Kreditvergabe der Banken gibt und auch keine Einschränkung, was die Reserven betrifft.

Aber auch diese Aussage stimmt nicht, legt Krugman dar.

Ein Kredit wird i.d.R. in einer anderen Bank deponiert. Aber der Empfänger des Kredits kann die Mittel (und das ist manchmal der Fall) schnell wieder zurückziehen, nicht als Check, sondern als Währung. Und das Geld ist knapp (limitiert) im Angebot, und zwar durch die Entscheidungen der US-Notenbank, die die Limite festlegt, sodass es keinen automatischen Prozess gibt, wonach ein Anstieg der Bankkredite zu einem ausreichenden Anstieg der Einlagen führt, die die Kredite decken. Und ein zentraler, limitierender Faktor in Bezug auf die Bilanzsumme der Banken ist die Notenbankgeldmenge, die die Fed schafft, auch wenn die Banken keine Reserven halten.

Wie viel Währung wird vom Publikum gehalten, im Vergleich zum Geld, das als Einlage bei den Banken gebunkert wird? Das ist nun eine ökonomische Entscheidung, was mit dem Einkommen, den Preisen, Zinssätzen usw. zu tun hat. M.a.W. kommt man damit in das Terrain der gewöhnlichen Volkswirtschaft, wo die Entscheidungen in der Spanne von Kosten und Nutzen (Vorteile und Nachteile) getroffen werden. „Banken sind wichtig, aber sie bringen uns nicht in eine alternative Wirtschaftswelt“, schildert Krugman weiter.

Die Banken verändern also die Grundvorstellung über die Zinssätze nicht: die Zinssätze werden durch das Liquiditätspräferenzmodell (liquidity preference) und durch das Modell des Kreditmarktes (loanable funds model) bestimmt. Die Banken schaffen keine Nachfrage aus der Luft. Die Banken sind lediglich eine Verbindung zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer.

Die Notenbankgeldmenge (Geldbasis) ist unter den gegenwärtigen Bedingungen, das ist die Liquiditätsfalle, in der Tat irrelevant, weil die Menschen zwischen den Null-Renditen von öffentlichen Schuldtiteln aller Art indifferent sind. Aus diesem Grund gibt laut Krugman keine wirtschaftspolitischen Differenzen zwischen einigen der monetären Heterodoxien und Anhängern von IS-LM-Modellen.

PS:
Notenbankgeldmenge = Noten im Umlauf + Bankeinlagen (Giroguthaben) inländischer Banken bei der Zentralbank.

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