Dienstag, 24. April 2012

Höhere Steuersätze und Wirtschaftswachstum


Der Anteil von Vor-Steuer Einkommen, der auf Top 1% Verdiener in den USA anfällt, hat sich von weniger als 10% in den 1970er Jahren auf rund 20% im jahre 2010 mehr als verdoppelt. Gleichzeitig ist der durchschnittliche Einkommenssteuersatz auf Spitzenverdiener deutlich zurückgegangen, schreiben Peter Diamond und Emmanuel Saez in einem lesenswerten Artikel („High Tax Rates Won’t Slow Growth“) in WSJ.

Die Frage, die sich nun angesichts der grossen, gegenwärtigen und prognostizierten Defizite stellt, lautet, ob Top 1% mehr Steuern zahlen soll oder nicht?

Wird aber das zu versteuernde Einkommen von Top 1% auf eine Steuererhöhung durch einen Rückgang so reagieren, dass die Steuereinnahmen sehr wenig steigen oder sogar fallen? Die Autoren wollen m.a.W. wissen, ob wir bereits nahe oder über der Spitze der berühmten Laffer-Kurve sind, also dem Steuersatz, der die Steuereinnahmen maximiert?

Nach eigener Analyse vertreten Diamond und Saez die Ansicht, dass der Grenzsteuersatz (für Einkommen), der die Einnahmen maximiert, zwischen 50%  und 70% liegt. Daher schliessen die Autoren daraus, dass der Spitzensteuersatz sehr wahrscheinlich zu einem Anstieg der Einnahmen führen würde, bis 50% erreicht wird, was während der Amtszeit der Reagan-Regierung galt und möglicherweise bis 70% der 1970er Jahre erreicht wird.

Wird aber eine Anhebung der Steuersätze das Wirtschaftswachstum verringern? In der Nachkriegszeit gingen höhere Steuersätze mit einem höheren Wirtschaftswachstum einher. Auch die internationale Evidenz unterstützt das Argument nicht, dass höhere Steuersätze das Wirtschaftswachstum verlangsamen, halten Prof. Diamond (MIT) und Prof. Saez (UC Berkeley) fest.

Eine angemessene Erhöhung der Besteuerung der Spitzenverdiener löst an sich den unnachhaltigen und langfristigen Verlauf der fiskalischen Situation nicht. Aber das ist kein Grund, dieses Instrument nicht zu verwenden, um die Lösung des Problems anzugehen, heben die Autoren hervor.

Fazit:

Die Argumente „Steuern schaden dem Wachstum“ und „Laffer-Kurve“ werden in der Forschung untergraben. Die Republikaner fallen auf das Argument zurück, dass es unfair ist, denjenigen das Einkommen wegzunehmen, die es verdienen, ergänzt Mark Thoma in seinem Blog

Das lässt aber annehmen, dass das System das Einkommen ziemlich fair verteilt: eine Behauptung, die schwer zu verdauen ist, vor allem angesichts der Vergütung der Führungskräfte in Bezug auf ihren Beitrag zum produktiven Prozess, um nur ein Beispiel zu nennen. 

Es ist daher nichts Ungerechtes darüber, mit dem Einsatz von Steuern das fehlgeleitete Einkommen anzurechnen, unterstreicht der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. Und es beeinträchtigt das Wirtschaftswachstum nicht.

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