Donnerstag, 19. April 2012

Portugal: Heute Bail-out, Morgen Bail-in?

Portugal dürfte angesichts der schwierigen Verschuldungsdynamik und der schwachen Wachstumsaussichten den Marktzugang in naher Zukunft unwahrscheinlich wieder erlangen, schreibt das Research Team Europa von Morgan Stanley in einer heute Nachmittag präsentierten Analyse.

Die Analysten gehen davon aus, dass sich ein zweites Rettungspaket (bail-out) im September 2012 materialisieren dürfte. Doch dürfte die derzeitige Entschlossenheit, eine weitere Umstrukturierung der Schulden zu vermeiden, später einmal vor einer Herausforderung stehen, wenn die Fundamentaldaten sich verschlechtern sollten.


Portugal: Bedarf es eines zweiten Rettungspakets?, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Ein schwaches BIP-Wachstum scheint eine Konstante der portugiesischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren zu sein, bemerkt Daniele Antonucci.


Portugal und die Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder in der Eurozone, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Dieselbe Argumentation gilt im Prinzip auch für Spanien. Das Land spart, während das BIP schrumpft. Die Haushaltskonsolidierung verstärkt den konjunkturellen Abschwung. Während die private Nachfrage stagniert, wird auch die Nachfrage der öffentlichen Hand eingeschränkt. Wo soll das Wachstum herkommen, um die Schuldenquote (d.h. Schulden dividiert durch BIP) zu drücken? Die spanische Volkswirtschaft gerät damit in eine Abwärtsspirale aus Rezession und Deflation.


Portugal und Schuldenabbau (deleveraging) in Sektoren, Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

PS:

Bail-out vs Bail-in

Während mit Bail-out die Verluste privater Gläubigerbanken durch Hilfskredite verhindert werden, werden mit Bail-in die Verluste internalisiert. Die Wirtschaftssubjekte werden gezwungen, die Kosten der eingegangen Risiken  selber zu tragen, wobei dadurch das Moral Hazard-Problem vermindert wird.

Im Grunde genommen sind, um das Moral Hazard-Problem einzuschränken, regulatorische Massnahmen zur Stabilisierung des Finanzsystem nötig.

Ein Bail-in bedeutet m.a.W. die weitgehende Aufhebung implizierter Staatsgarantien, um das Risikoverhalten von Banken und Finanzunternehmen zu mässigen und Selbstdisziplin zu unterwerfen.

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