Dienstag, 8. Mai 2012

Anhaltende Arbeitslosigkeit und Hysterese-Effekt


Es ist unumstritten, dass der von Brüssel verordnete rigorose Sparkurs v.a. am Rande der Euro-Zone viel menschliches Leid verursacht hat. Es ist ein Faktum: je länger die Arbeitslosigkeit anhält, desto mehr Humankapital wird verschwendet.

Die Arbeitslosenrate ist z.B. in den USA zuletzt im April von 8,2% auf 8,1% gesunken, aber der Rückgang ist auf eine sinkende Erwerbsquote zurückzuführen. Die Erwerbsquote ist mittlerweile mit 63,6% auf den tiefsten Stand seit Anfang der 1980er Jahre gefallen.

Wenn der Arbeitsmarkt sich zu langsam erholt, werden 5,1 Mio. arbeitslose Amerikaner, die seit mindestens 6 Monaten keine Beschäftigung haben, es schwer haben, jemals wieder einen Arbeitsplatz zu finden. Wenn es zu einer dauerhaft hohen Arbeitslosigkeit kommt, dann redet man von Hysterese-Effekt.

Fed-Präsident Ben Bernanke ist sich dessen bewusst. Er vertritt zwar die Ansicht, dass das noch nicht passiert ist. Aber Bernanke verweist laut Bloomberg darauf, dass das schwache Wirtschaftswachstum hauptsächlich für die hohe Arbeitslosenquote verantwortlich ist.

Noch nie zuvor hat es in den USA so lange gedauert, einen Job zu finden. Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit ist im November auf einen Rekordwert von 41 Wochen geklettert. Es ist doppelt so hoch wie der 15-Wochen-Durchschnitt, der laut Bureau of Labor Statistics aus der Erfassung der Daten seit 1948 hergeht.

Janet Yellen, Fed Vize-Vorsitzende sagte am 11. April, dass nach wie vor eine anhaltend akkommodierende Geldpolitik notwendig ist, wegen des Risikos, dass die hohe Arbeitslosigkeit „hartnäckige strukturelle Probleme“ verursachen kann. Yellen sieht zwar genau so wie Bernanke noch keine substanziellen Beweise für den Hysterese-Effekt. Aber es könnte auftreten, wenn der Arbeitsmarkt sich nicht schnell genug erholt, so Yellen

Der Begriff Hysterese kommt aus der klassischen Physik, bevor er unter Ökonomen an Popularität gewonnen hat, um die Situation von entrechteten Arbeitnehmern in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit zu beschreiben. Seit den 1940er Jahren wurde darauf von Paul Samuelson, Edmund Phelps und anderen Ökonomen Bezug genommen. In den 1980er Jahren fand der Begriff eine häufigere Verwendung, u.a. von Olivier Blanchard und Larry Summers.

Je länger die hohe Arbeitslosigkeit anhält, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Langzeitarbeitslose ihre beruflichen Fertigkeiten und die Erwerbsbeteiligung weiter veröden sehen, was möglicherweise ein zyklisches Problem in ein strukturelles verwandelt, sagte Bernanke in einem Vortrag am 26. März in Arlington, Virginia.

Der Fed-Präsident hat hinzugefügt, dass, selbst wenn er falsch läge, und das Problem bereits strukturell sei, „wir nicht zum Schluss kommen sollten, dass nichts getan werden kann“, weil es noch wichtiger sei, Arbeitskräften die erforderlichen beruflichen Fertigkeiten zu geben.

Keine Kommentare: