Mittwoch, 30. Mai 2012

Euro und Abwertung


(nur für Streber)

Stellen Sie sich eine kleine offene Volkswirtschaft mit festen Wechselkursen vor. Angenommen, die Zentralbank gibt bekannt, die Währung in einem Jahr ab heute um 50% abzuwerten. Was sind die Konsequenzen dieser Ankündigung?

Das war das ganze Argument für den Euro, dass Fragen wie solche keinen Sinn machen und daher nie gestellt werden würden, sodass wir nicht hässlichen Antworten gegenüberstehen müssten, schreibt Nick Rowe in seinem Blog.

Die Frage ist nun aber zurück, und zwar in einer weniger eindeutigen Form, hebt der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Niemand weiss genau, welche Vermögenswerte in inländischer Währung denominiert und welche Vermögenswerte in ausländischer Währung denominiert sind. Vielleicht werden die Bankeinlagen abgewertet, die Banknoten aber nicht, unterstreicht Rowe. Einige Schulden werden abgewertet, aber andere nicht. Niemand weiss genau, wieviel Devisenreserven die Zentralbank hat oder wieviel sie von ausländischen Zentralbanken leihen kann.

Die Leute wollen die heimische Währung verkaufen, um ausländische Vermögenswerte zu kaufen. Die BP-Kurve verschiebt sich nach oben, indem sie die Nominal-Zinsen anhebt. Die Zentralbank wird Devisen verlieren und versucht daher, Reserven aus anderen Zentralbanken (Target 2) auszuleihen.


Wenn der Zentralbank die Reserven ausgehen und sie nicht genug Geld aus anderen Zentralbanken leihen kann, wird sie gezwungen, die Währung sofort abzuwerten, eher heute als in einem Jahr, erklärt Rowe.

Die steigenden Zinsen würden eine Rezession auslösen, was eine Wanderung entlang der kurzfristigen Phillips Kurve verursachen und die Inflationsrate reduzieren würde. Aber zur gleichen Zeit könnte sich die kurzfristige Phillips Kurve nach oben verschieben, wenn Unternehmen die Preise erhöhen würden, indem sie die inflationären Folgen einer künftigen Abwertung in Erwägung zögen. Der reale Wechselkurs dürfte steigen, vorübergehend, und damit die Rezession verschärfen.

Das ist eigentlich genau das, was der Euro vermeiden sollte, durch die Verunmöglichung einer künftigen Abwertung. Currency Boards wurden aus demselben Grund eingerichtet, um zu vermeiden, dass der Zentralbank die Devisen abhanden kommen. Das Beispiel Argentinien zeigt, dass es nicht funktioniert, betont Rowe. Warum? Weil immer noch eines Kreditgebers der letzten Instanz (lender of last resort) für die Geschäftsbanken bedarf, fasst Rowe zusammen.

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