Donnerstag, 24. Mai 2012

Merkel hat die Peitsche, aber nicht das Zuckerbrot


„Sich ins eigene Fleisch schneiden“ sollte der neue, offizielle Slogan der deutschen Politiker sein, schreibt Tim Duy in seinem Blog (h/t to Mark Thoma).

Es ist ziemlich klar, dass die finanziellen Rahmenbedingungen sich mit dem freien Fall des Euro in Europa verschlechtern, bemerkt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die europäische Politik wurde über den Winter viel zu selbstgefällig, durch den Glauben, dass die EZB das Problem mit zwei LTROs (langfristige Refinanzierungsgeschäfte) gelöst hätte. In gewisser Weise hat es auch danach ausgesehen, nur für den Moment. Aber wie es immer offensichtlicher wurde, dass die EZB weg vom Fenster war, ist alles schief gegangen, hält Duy fest.

Die ökonomischen Realitäten kamen zurück ins Spiel. Darüber hinaus wurden herzlich wenige Massnahmen getroffen, um die Probleme zu lösen. Im Wesentlichen fehlt die institutionelle Struktur einer Fiskalunion, welche eine Gemeinschaftswährung funktionieren lassen würde, erläutert Duy weiter.

Angela Merkel sieht eine grosse Peitsche als den einzigen Weg aus der Krise. Sie ist nicht bereit, zu erkennen, dass sie für die Peitsche auch ein Zuckerbrot benötigt. Am Ende des Tages würde sie eher das ganze Projekt scheitern lassen, anstatt die Notwendigkeit zu erkennen, dass es eines internen Finanzausgleichs bedarf.

Die deutsche Politik betrachtet die ganze Sache andersrum und macht sich Sorgen über die Moral-Hazard-Auswirkungen eines Kurswechsels. Aber Europa ist über Moral-Hazard hinaus. Deutschland soll laut Duy Moral-Hazard-Bedenken ablegen und einen kooperativen Weg finden und zwar möglichst schnell.

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