Montag, 15. Oktober 2012

SNB und QE


Was die SNB seit dem Ausbruch der Euro-Krise praktiziert, ist nicht Währungsmanipulation, sondern Devisenmarktinvervention. Es handelt sich dabei um eine unkonventionelle Geldpolitik. Das heisst QE, quantitative easing. Auf Deutsch: mengemässige Lockerung der Geldpolitik.

In einer heute vorgelegten Forschungsarbeit spricht Morgan Stanley zu Recht, wie in diesem Blog mehrmals hervorgehoben, von „QE durch FX“. FX steht für Foreign Exchange, d.h. Devisen (Fremdwährungen).

Die Geldpolitik der SNB steht deswegen im Zeichen der Durchsetzung des Mindestkurses des Franken gegenüber dem Euro. Da die Zinssätze in der Schweiz weitgehend auf der Nullgrenze (zero lower bound) liegen, sorgt die SNB durch die Devisenkäufe am offenen Markt für weiterhin lockere monetäre Bedingungen.


SNB „QE durch Devisen“, Graph: Morgan Stanley, Global Economics, Oct. 15, 2012

Verbindet eine Zentralbank das QE-Programm mit einem Etappenziel (intermediate target) wie z.B. der Aufrechterhaltung eines bestimmten Wechselkurses, oder der Steuerung eines nominellen BIP-Wertes (NGDP), eines Preisniveaus, oder eines höheren Inflationswertes (im Angesicht einer akuten Deflationsgefahr), kann die Wirksamkeit der ausserordentlichen Massnahme gesteigert werden.

Diese Strategie setzt allerdings voraus, dass die Zentralbank mit der Öffentlichkeit darüber angemessen kommuniziert. Da die Eingriffe in den Devisenmarkt als Reaktion auf extreme Marktverzerrungen erfolgen, stellen sie keinen Verstoss gegen die IWF-Regeln dar. Die Festhaltung an einem Mindestkurs gilt daher als ausserordentliche Massnahme in einer Extremsituation.

Exkurs:

(nur für Streber)

Die Devisenkäufe (zur Durchsetzung des Mindestkurses) führen dazu, dass (a) die Sichtguthaben der Banken bei der SNB ansteigen und (b) die Notenbankgeldmenge (Ende August 2012: 338 Mrd. CHF) zunimmt. Auch die weit definierten Geldaggregate (M1, M2 und M3) steigen.

Es besteht in der Schweiz in den kommenden Jahren keine Inflationsgefahr, obwohl die Notenbankgeldmenge exorbitant gestiegen ist. Die Inflationsaussichten bleiben aufgrund einer ausgeprägten Unterauslastung der Produktionskapazitäten weiterhin gedämpft. Die Jahresteuerung, die durch den Rückgang des Preisniveaus geprägt ist, deutet eher auf eine deflationäre Entwicklung hin.

Entscheidend ist die Entwicklung des Geldmengenmultiplikators, der das Verhältnis zwischen den Geldaggreaten und der Notenbankgeldmenge (monetary base) angibt. Der Geldmultiplikator (money multiplier) ist im Sog der Euro-Krise dramatisch eingebrochen. Das heisst, dass die Reserven, die durch die SNB geschaffen werden, unangefasst auf dem Giroguthaben bleiben.

Auch die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes (velocity of money), welche das Verhältnis der Geldaggregate zum BIP angibt, hat sich im Zuge der Krise stark zurückgebildet. Das heisst, dass das Geld gehortet und nicht für die Kreditvergabe verwendet wird.

1 Kommentar:

Makrointelligenz hat gesagt…

Mit der Nebenwirkung, dass die Schweiz damit den Euro stärkt und die eigenen Industrie vor einer Aufwertung schützt, das bei einem Leistungsbilanzüberschuss von 14% des BIP. Die Kapitalflucht aus Europa würden ja zu einer Abwertung des Euros führen, wenn die Schweizer die Abflüsse nicht gleich wieder zurückschicken würden und in deutsche Staatsanleihen recycln würde. Ich finde den Artikel von Gros dazu sehr gut: http://www.oekonomenstimme.org/artikel/2012/10/der-verdeckte-waehrungskrieg-in-europa/
ansonsten, verzeih mir die Eigenwerbung ;): http://www.makrointelligenz.blogspot.de/