Dienstag, 9. Oktober 2012

Wie IWF Multiplikator-Schätzung korrigiert


Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat gerade World Economic Outlook für Oktober 2012 vorgelegt. Was auffällt, sind die strengen Warnungen vor Risiken des Wirtschaftswachstums.

Antonio Fatas macht in seinem Blog insbesondere auf das Kapitel 1 aufmerksam, wo eine gute Analyse darüber geboten wird, ob der fiskalpolitische Multiplikator (fiscal policy multiplier) in den früheren IWF-Prognosen unterschätzt wurde oder nicht?

Fatas antwortet darauf mit einem klaren Ja: Vor rund elf Jahren gab es eine Reihe von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, die sich mit der Schätzung des Multiplikators auseinandersetzten. Die Schlussfolgerung all dieser Papiere war, dass die Multiplikatoren irgendwo im Bereich zwischen 1% und 1,5% liegen.

Das war auch das Ergebnis einer Arbeit („The Effects of Fiscal Policy on Consumption and Employment: Theroy and Evidence“), die Fatas 2001 präsentiert hatte. Genauso kamen Oliver Banchard und Roberto Perotti in einer weiteren Forschungsarbeit („An empirical characterization of the dynamic effects in government spending and taxes on output“) etwa zur gleichen Zeit zum selben Ergebnis.

Die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema hat sich mit einer grossen Zahl von Veröffentlichungen rasch entwickelt, und zwar mit der Bestätigung des geschätzten Multiplikators. Es gab aber auch eine Reihe von anderen Papieren, die die Grössenordnung des Multiplikators in Frage stellen, bemerkt der an der INSEAD lehrende Wirtschaftsprofessor.

Mit dem Beginn der Finanzkrise von 2008 ist jedoch aus einer akademischen Diskussion eine dringende politische Frage geworden, hält Fatas fest. Die Debatte wird seither mehr ideologisch als akademisch geführt.

Es gibt eine Reihe von zusätzlichen wissenschaftlichen Arbeiten, die nahelegen, dass der Multiplikator sogar höher liegen muss als ursprünglich geschätzt, wegen der besonderen Umstände, in der die Volkswirtschaft steckt: Nullzins-Grenze und eine tiefe Rezession, die durch die Kräfte des Schuldenabbaus (deleveraging) angetrieben werde, was die gesamtwirtschaftliche Nachfrage drückt, schildert Fatas weiter.

Der IWF legt nun selbstkritisch dar, dass das Modell für das Wirtschaftswachstum, welches von IWF-Analysten zugrunde gelegt wurde, von einem Multiplikator von 0,5% ausgegangen ist, um die Auswirkungen der Haushaltskonsolidierung zu messen.

Vor diesem Hintergrund ist festzuhalten, dass das Wirtschaftswachstum vom IWF bislang eindeutig überschätzt wurde. Nun wundert sich der IWF, ob die Multiplikatoren nicht höher als 0,5% seien. Die Analyse im aktuellen Weltwirtschaftsbericht (World Economic Outlook) legt nahe, dass die Multiplikatoren im Bereich von 0,9% bis 1,7% liegen dürften.

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