Dienstag, 31. Januar 2012

Der Weg zu einer sichereren wirtschaftlichen Zukunft

Präsident Obamas Rede zur Lage der Nation (State of the Union) war weitgehend zur Erklärung der Pläne der Regierung zur Schaffung einer sicheren wirtschaftlichen Zukunft gewidmet.

Ein wichtiger Teil der Strategie der Obama-Regierung ist, die Fertigung in den USA zu beleben, bemerkt Mark Thoma in einem lesenswerten Essay („7 Positive Ways to Secure Our Economic Future“) in The Fiscal Times.

Er sei anfangs skeptisch gewesen, ob dies funktionieren könnte. Aber es scheine, dass eine Outsourcing-Umkehr im Gang ist und dass die Herstellungskosten in China und in anderen Ländern steigen werden, da ihre Entwicklung sich fortsetzt, unterstreicht der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Dadurch werden die Vorteile von Offshore-Produktion verringert, was allen Überlegungen nach doch noch Hoffnung gibt, argumentiert Thoma.

Allerdings müssen die Voraussetzungen für positive Veränderungen geschaffen werden. „Wie müssen unser Bestes tun, um die Chancen fürs Wirtschaftswachstum zu erhöhen, wovon alle Amerikaner profitieren würden, nicht nur die an der Spitze“, veranschaulicht Thoma und unterbreitet vor diesem Hintergrund einige Vorschläge:

Was sagen die Renditen von US-Staatsanleihen derzeit aus?

Wenn Sie denken, dass die Realrendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit im Gleichgewicht 2,5% beträgt, weil Sie es aus den historischen Daten in den vergangenen 50 Jahren schliessen, dann steht die gegenwärtige (nominale) Rendite der US-Treasury Bonds (mit 10 Jahren Laufzeit) von 1,84% mit den Markterwartungen von Deflation von einem durchschnittlichen Wert von 0,63% pro Jahr in den nächsten 10 Jahren im Einklang, schreibt Brad DeLong in seinem Blog.

Wenn Sie denken, dass die Marktschätzung des Gleichgewichts der Realrendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit in den nächsten 10 Jahren weniger als 2,5% pro Jahr betragen wird, weil die Realrendite der TIPS (inflationsgeschützte US-Staatsanleihen) es nahelegen, dann scheint es wahrscheinlich, dass es möglich ist, weil der Markt mit einer hohen Arbeitslosigkeit rechnet, hebt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Keine der Möglichkeiten scheint mit Markterwartungen im Einklang zu stehen, dass die Fed ihre Aufgabe versteht, hält der ehemalige Staatssekretär im US-Finanzministerium fest.


US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit (Realrendite), Graph: Prof. Brad DeLong

Euro-Zone auf dem Weg ins verlorene Jahrzehnt

25 EU-Staaten haben sich gestern abend auf einem Fiskalpakt (fiscal compact) geeinigt. Das bedeutet Verankerung der  „Germanisierung“ der Wirtschaftspolitik in der EU.

Die Länder in der Eurozone werden von jetzt an versuchen, die Probleme durch Lohnkürzungen (internal devaluation) zu lösen, was im Endeffekt Deflation bedeutet.

Wegen der Lohnzurückhaltung weisen Unternehmen bereits heute höhere Gewinne auf, was die Börsianer erfreut. Da aber die inländische Nachfrage stockt, gibt es kaum Sachinvestitionen im Inland. Das heisst, dass die Kapazitäten kaum ausgelastet werden. Wo keine Nachfrage ist, kann keine Inflation entstehen, auch wenn die Notenbank ihre Bilanz ausweitet, d.h. Liquidität in den Markt pumpt, wie sie will. Die Unternehmen machen also Gewinne, aber sie investieren nicht.


Leistungsbilanzüberschuss in Deutschland und Leistungsbilanzdefizit in Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien, Graph: Prof. Paul Krugman

Montag, 30. Januar 2012

Sparkurs-Katastrophe

Vergangene Woche hat die National Institute of Economic and Social Research, eine britische Think Tank eine verblüffende Abbildung veröffentlicht. Die Grafik vergleicht die aktuelle Krise mit früheren Rezessionen und Erholungen.

Es stellt sich heraus, dass Grossbritannien es, gemessen an Veränderungen des realen BIP, heute schlechter hat als während der Grossen Depression, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („The Austerity Debacle“) in NYT.

Grossbritannien ist aber nicht das einzige Land. Auch Italien hat es heute schlechter als damals. Und Spanien ist eindeutig auf dem Weg in eine Double-dip-Rezession, was bedeutet, dass drei von fünf europäischen grossen Volkswirtschaften heute schlechter dran sind als während der Grossen Depression. Dies stellt aber laut Krugman dennoch kein atemberaubendes Versagen der Politik dar.

Es ist ein Scheitern, v.a. der Sparpolitik (austerity doctrine), die die politische Diskussion sowohl in Europa als auch in einem grossen Teil der USA in den vergangenen zwei Jahren beherrscht hat, unterstreicht der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Im Oktober hat David Broder, der praktisch die gängige Meinung verkörpert, Cameron für seine Kühnheit gelobt, insbesondere dafür, die Warnungen der Ökonomen beiseite geschoben zu haben, dass die schwere Medizin wirtschaftliche Erholung Grossbritanniens senken könnte und das Land wieder in eine Rezession schicken würde. Dann hat Broder Präsident Obama aufgefordert, Cameron zu folgen und den Wohlfahrtsstaat radikal zurückzufahren.

Zerstörerische Sparmassnahmen

Jared Bernstein zeigt in seinem Blog in einem lesenswerten Beitrag auf, welchen Schaden die Sparpolitik mitten in einem schweren Abschwung in den USA anrichtet.

Der ehemalige Chief Economist and Economic Policy Adviser (2009-2011) des US-Vizepräsidenten Joe Biden richtet das Augenmerk danach, in welchem Ausmass die schwache Erholung der Wirtschaft durch die Kürzungen auf der bundesstaatlichen und kommunalen Ebene unterlaufen wird.

Vorzeitige Sparmassnahmen (d.h. Kürzungen der Ausgaben) fordern einen Tribut für die Erholung. Der Rückgang der Staatsausgaben reduziert im vierten Quartal das Wachstum um 0,93%, bemerkt auch Mark Thoma in einem lesenswerten Artikel („Austerity is stifling the recovery“) in CBS Money Watch.

„Das ist das Gegenteil von dem, was die Regierung tun sollte, um die Erholung der Wirtschaft zu fördern. Wir brauchen eine temporäre Erhöhung der Staatsausgaben, um die Nachfrage und die Beschäftigung durch z.B. Bau-Infrastruktur zu unterstüzen“, unterstreicht der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Das würde helfen, die Wirtschaft aus dem tiefen Loch, wo sie steckt, zu holen. Doch die Regierung scheint stattdessen, zu versuchen, um das Entkommen schwerer zu machen.


Bundesstaatliche und kommunale Beiträge zum realen BIP, Graph: Jared Bernstein

Sonntag, 29. Januar 2012

Höhere Steuern haben auch für die Reichsten Vorteile

Die Themen Steuern und Regulierung werden im Mittelpunkt der Präsidentschaftswahl stehen, schreibt Robert Frank in einem lesenswerten Essay („Higher Taxes Help the Richest, Too“) in NYT.

Eine Debatte dürfte sich beispielsweise darauf konzentrieren, ob die Steuersenkungen für die reichsten Familien am Ende des Jahres auslaufen sollen oder nicht. Auf der anderen Seite dürften es Versuche geben, die kürzlich verabschiedeten Standards in Bezug auf den Umweltschutz (Environmental Protection Agency), welche hochgiftige Quecksilber-Emissionen begrenzen, aufzuheben, bemerkt der an der Cornell University, Johnson Graduate School of Management lehrende Wirtschafsprofessor.

Umfragen zeigen, dass die meisten Wähler für höhere Steuern für die Reichen plädieren. Aber viele reiche Leute sind entschlossen, an ihren Steuersenkungen festzuhalten, weil die jüngsten Veränderungen im Gesetz für Wahlkampffinanzierung politischen Einfluss der Reichen erhöhen.

Neben einem gewissen Punkt scheint es laut Frank nur wenige Vorteile in Bezug auf die Zufriedenheit zu geben, was die Stärkung der privaten Ausgaben betrifft. Wenn zum Beispiel Villen von 10‘000 auf 15‘000 Quadratmeter wachsen, ist der primäre Effekt nur, die Latte höher zu stellen, welche ein adäquates Haus für die Superreichen definiert.

Im Gegensatz würden höhere Ausgaben für viele Formen des öffentlichen Verbrauchs deutlich mehr Vorteile in Bezug auf die Zufriedenheit für die Reichen schaffen. Es ist vernünftig, anzunehmen, dass beispielsweise das Fahren auf gut ausgebauten Strassen sicherer und weniger stressig ist als das Fahren auf Strassen mit Schlaglöchern, erklärt Frank.

Austerity Polizei

Es wird immer besser.

Die deutsche Bundesregierung will laut einem Bericht („Call for EU to control Greek budget“) von Financial Times (FT) den griechischen Haushalt direct kontrollieren.

Ein Sparkommissar soll in Athen mit Veto Staatsausgaben blockieren dürfen, berichtet die britische Zeitung aus London gestützt auf einen ihr zugänglichen Plan.

Angesicht der enttäuschenden Folgebereitschaft soll Grichenland die Budgethoheit für eine gewisse Zeit auf die europäische Ebene verlagern. 

Deutschlands Plan („Assurance of Compliance in the 2nd GRC Programme“) sei laut FT am Freitag Nachmittag zwischen Ministerialbeamten („Euro Working Group“) aus den Ländern der Eurozone im Umlauf gewesen.

Club der fatalen Sparpolitik

Paul Krugman denkt in seinem Blog weiter über Grossbritanniens gegenwärtige Wirtschaft nach, wo der konjunkturelle Einbruch heute länger dauert als die schwere Rezession in den 1930er Jahren.

Ist Grossbritannien aber einzigartig?

Nein.

Aufgrund der historischen Daten von Maddison und der Daten von IWF (einschliesslich der Prognosen für 2012 und 2013) erstellt Krugman einige Vergleiche. Was sofort ins Auge fällt, lässt sich in den folgenden Abbildungen darlegen.

Krugman verwendet jährliche Daten. Als Jahr Null gilt 1929 oder 2007. Und das reale BIP wird als Prozentsatz der Höhepunkt vor der Krise angegeben.


Grossbritannien, Rezessionen im Vergleich, Graph: Prof. Paul Krugman
Die blaue Kurve: Krise von 1929 und die rote Kurve: Krise von 2007

Samstag, 28. Januar 2012

FDIC schliesst weitere vier Banken

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post vier Banken in Tennessee, Florida (2x) und Minnesota geschlossen.

Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2012 verstaatlicht wurden, auf 7 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 92 Banken gescheitert waren.

Die Zahl der Bankschliessungen im Jahr 2012 markiert einen deutlichen Rückgang aus den beiden Vorjahren. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr hatten die Behörden 11 Banken geschlossen.

Die verstaatlichten  vier Banken verfügen über ein Anlagevermögen von insgesamt 1‘963 Mio. $ und Einlagen von 1‘610 Mio $. Die Kosten der geschlossenen vier Banken betragen für die öffentliche Hand  607 Mio. $.

Bankpleiten:
2012: 7
2011: 92
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Freitag, 27. Januar 2012

Wie sehen post-moderne Rezessionen aus?

John Taylor (via Noah Smith) vertritt die Meinung, dass die v-förmige Erholung der Rezession 1981-82 beweise, dass Reagan mit seiner Wirtschaftspolitik recht gehabt habe.

Paul Krugman findet es irgendwie traurig. Denn es ist schwer, nicht zu glauben, dass Taylor es besser wüsste.

Krugman lässt aber die Gelegenheit nicht aus, darauf hinzuweisen, warum die schleppende Erholung vorhersehbar war und vorhergesagt worden ist. Und es geht nicht darum, dass Krugman, erst nachdem die Fakten vorliegen, darauf besteht, dass die anhaltende Rezession nicht so verlaufen würde wie die Rezession von 1981-82. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hat sich nämlich bereits viel früher zu Wort gemeldet, und post-moderne Rezessionen überzeugend beschrieben.

Es gibt demnach eine deutliche Veränderung im Charakter der Rezessionen nach Mitte der 1980er Jahre. Bis dahin waren Rezessionen im Wesentlichen durch die Fed angetrieben, die die Zinsen stark angehoben hat, um die Inflationsgefahr einzudämmen, was zu einem Einbruch im Wohnungswesen führte. „Wenn die Fed beschlossen hat, dass wir genung gelitten haben, hat sie die Zinsen wieder gelockert, und es kam wegen des Nachholbedarfs zu einem Anstieg der Nachfrage im Wohnungswesen“, schildert Krugman.


Die blaue Kurve: Die Anzahl von Wohnungsbau (Neubeginn), der im Privatbesitz ist, und die rote Kurve: der US-Leitzins (d.h. feds funds rate), GraphProf. Paul Krugman

Einzelne Unternehmer und Schaffung von Arbeitsplätzen

Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Jobs, Jobs and Cars“) in NYT mit der Rede von Mitch Daniels.

Der republikanische Gouverneur aus Indiana antwortet auf Präsident Obamas Rede zur Lage der Nation (state of the union). Zunächst beschimpft Daniels den Präsidenten wegen seiner „ständigen Verunglimpfung der Menschen in der Wirtschaft“, was wie eine komplette Fertigung aussehe. Dann geht er dazu über, darzulegen, wie der verstorbene Steve Jobs Arbeitsplätze geschaffen habe, und zwar viel mehr als das Geld, das der Präsident für Konjunkturprogramme aufgenommen und verjubelt habe.

Wie aber die NYT am vergangenen Sonntag berichtet hat, beschäftigt Apple, obwohl es jetzt Amerikas grösstes Unternehmen ist (gemessen am Marktwert), in den USA nur 43‘000 Menschen, ein Zehntel so viel wie General Motors, als es das grösste amerikanische Unternehmen war, beschreibt Krugman.

Apple mag jedoch indirekt rund 700‘000 Menschen in ihren verschiedenen Lieferanten beschäftigen. Leider befindet sich aber fast keiner dieser Menschen in Amerika.

Warum stellt Apple im Ausland her, und v.a. in China? Wie der Artikel („How the US Lost Out on iPhone Work“) erläutert, hat es nicht einfach mit Löhnen zu tun, erklärt Krugman. China zieht grosse Vorteile aus der Tatsache, dass es dort bereits viel von Supply Chain gibt. Ein ehemaliges Apple-Vorstandsmitglied hat die Situation wie folgt geschildert: „Brauchen Sie tausend Gummidichtungen? Das ist die Fabrik nebenan. Brauchen Sie eine Million Schrauben? Das ist das Werk ein Block entfernt“.


Michigan Arbeitslosenquote, Graph: Prof. Paul Krugman

Donnerstag, 26. Januar 2012

Grosse Depression – Kleine Depression

Ein Argument, welches öfters präsentiert wird, lautet, dass die aktuelle Depression (Lesser Depression) nicht so schlimm sei wie die Grosse Depression (Great Depression).

Diese Sicht richtet sich nach Amerika, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. Amerika hat eine sehr schlechte Grosse Depression gehabt und es diesmal jedoch besser gemeistert als viele andere Länder.

Zum Beispiel ist die anhaltende Flaute in Grossbritannien heute länger und tiefer als der konjunkturelle Einbruch in den 1930er Jahren. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor deutet in diesem Zusammenhang auf Jonathan Portes Blog mit der folgenden bemerkenswerten Abbildung hin.


Verlauf der Rezessionen in Grossbritannien, Graphnot the treasury view via Prof. Paul Krugman

Die rote Kurve: Rezession von 1930-34. Die schwarze Kurve: der gegenwärtige Absturz der Konjunktur

Null-Zinsen bis Ende 2014

Die Fed hat gestern nach der Sitzung des geldpolitischen Ausschusses angekündigt, die Null-Zinspolitik bis mindestens Ende 2014 beizubehalten. Begründung: weiterhin schwache Konjunktur und hohe Arbeitslosigkeit.

Der Leitzins (fed funds rate) bleibt bei 0 bis 0,25%. Vor Ende 2014 ist demnach nicht mit einer Zinserhöhung zu rechnen. Die Überraschung: die Fed ging bisher von Ende 2013 aus.

Zugleich hat die Fed erstmals in ihrer Geschichte ein Inflationsziel von 2% festgelegt.

Fed-Chef Ben Bernanke hat oben drauf die Möglichkeit weiterer Käufe von Staatsanleihen nicht ausgeschlossen.

Die Fed hat die Prognosen für Wirtschaftswachstum und Inflation nach unten korrigiert. Die Prognose für die Arbeitslosigkeit wurde leicht nach oben gestuft.

Deutschland und Deflation

George Soros hat in Davos harte Kritik an dem von Deutschland auferlegten Sparkurs für die Euro-Zone ausgeübt.

Der Vorsitzende von Soros Fund Management und des Open Society Institute warnt vor wirtschaftlichen und politischen Spannungen, welche die politische Union zerstören könnten.

Es bestehe die reale Gefahr, dass der Euro den politischen Zusammenhalt der EU untergrabe.

Er sei sich nicht sicher, ob die europäischen Entscheidungsträger die Atmosphäre der Krise bewusst verlängert hätten, um den Druck auf die Länder an der EU-Peripherie aufrechtzuerhalten oder ob sie von unterschiedlichen Auffassungen getrieben worden seien, die sie sonst nicht mit einander in Einklang bringen konnten.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Eurozone und Verdrehte Sparpolitik

Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt vor Risiken für die Weltwirtschaft. Die grösste Gefahr droht aus der Euro-Zone. Begründung: Die harsche Sparpolitik.

Die Weltwirtschaft wird laut IWF in diesem Jahr um 3,3% wachsen. Für die fortgeschrittenen Länder rechnet der IWF mit einem BIP-Wachstum um 1,2%.

Greg Ip fasst die Botschaft des IWF-Ausblicks in einem lesenswerten Artikel („Perverse austerity“) in The Economist zusammen: Wird das Haushaltsdefizit zu aggressiv gekürzt, führt es, mit negativen Auswirkungen auf das Wachstum und dem Anstieg der Kosten für den Schuldendienst aus wachsenden Spreads, zu einer höheren, nicht zu einer niedrigeren Staatsquote (Schulden im Verhältnis zum BIP).


Euro-Raum Staatsanleihenmarkt, Graph: IWF, in: Globale Financial Stability Report, Market Update

IWF: Weltwirtschaftsausblick 2012

„Das Tempo der Haushaltskonsolidierung ist in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Jahr 2012 ist bereits hoch“, sagt Carlo Cottarelli, Chef der Fiscal Affairs der IWF-Abteilung, die den gestern vorgelegten IWF-Bericht (World Economic Outlook) erstellt hat.

„Eine zu schnelle Konsolidierung der Haushalte könnte, wenn sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt, Risiken verschärfen“, heisst es im Weltwirtschaftsausblick des Internatinalen Währungsfonds (IWF).

„Die Länder, die den finanzpolitischen Spielraum haben, darunter auch einige in Europa, könnten erwägen, das Tempo der Haushaltskonsolidierung in diesem Jahr zu verlangsamen“, heisst es in einem weiteren Abschnitt.

Der Adressat ist bestimmt Deutschland, auch wenn es nicht ausdrücklich erwähnt wird. Es bedeutet ein Wink mit dem Zaunpfahl: der IWF warnt Deutschland vor einer rigorosen Sparpolitik.

Dienstag, 24. Januar 2012

Bush-Immobilienblase versus Clinton-Aktienblase

Es gibt viele Bösartigkeit in den Kommentaren und Korrespondenzen von Mainstream-Medien.  Zum Beispiel: Ist Paul Krugman ruchlos und unehrlich? Weil er zweierlei Mass an den Tag lege, indem er viel über die Bush-Immobilien-Blase rede, aber über die Clinton-Aktienblase schweige.

Ja, es ist richtig, dass der Träger des Wirtschaftsnobelpreises viel über die Bush-Immobilenblase schreib, aber Krugman hat auch die Clinton-Aktienblase mehrmals in seinem Blog angeschnitten, wie z.B. einem Essay („The Ice Age Cometh“) in CNNMoney. Das war damals, als die WSJ-Leitartikel die Zeit mit „Dow 36‘000“ verschwendet hatten. Die Botschaft war eindeutig, dass jeder, der Zweifel am Niveau der Aktienkurse hatte, Kapitalismus hassen müsste, schildert Krugman selbst.

Es gibt aber einige echte Unterschiede zwischen Bush- und Clinton-Regierungen.

Einer davon ist, dass Bush der Präsident von nur vier Jahren des Beschäftigungswachstums war: 2003-2007 und dies waren alle durch Blasen angetriebene Jahre. Clinton war der Präsident von acht Jahren des Beschäftigungswachstums, mit einem Job-Wachstum in etwa gleichen Raten in der ersten und der zweiten Hälfte des Zeitraums von acht Jahren und die Internet-Blase war in der zweiten Hälfte aufgeblasen.


Nicht-finanzielle Verschuldung, öffentliche + private Verschuldung als Prozentsatz des BIP (USA), Graph: Prof. Paul Krugman

Von wegen Private Equity!

James Surowiecki erklärt in einem lesenswerten Essay (“Private Inequity”) in The New Yorker, wie Private Equity funktioniert.

Die Leute, die Amerikas Private Equity Funds verwalten, müssen den Tag, an welchem Mitt Romney sich entschieden hat, für das Präsidentenamt zu kandidieren, bereuen, schildert Surowiecki. Seine Kollegen, republikanische Kandidaten und alle anderen  Menschen stellen ein wildes Bild von Private Equity Firmen dar, als Job-Vernichtung-Geier, welche das Fleisch von amerikanischen Unternehmen plündern und die Körper auf der Strasse liegen lassen.

Aber das eigentliche Problem mit leveraged-buyout-Unternehmen ist nicht ihre Auswirkung auf die Arbeitsplätze, was, wie Studien nahelegen, nicht dermassen erheblich ist. Der wahre Grund ist, warum wir über die wachsende Macht von Private Equity besorgt sein sollten, liegt daran, wie solche Unternehmen zunehmend bewandert werden, enormen Reichtum abzuleiten, nicht vom Management oder von den Fähigkeiten, Investitionen zu tätigen, sondern von der Art und Weise, wie das US-Steuersystem funktioniert.

In der Tat ist Private Equity (eine Branche, die oft als Vorbild des Kapitalismus des freien Marktes gefeiert wird) erstaunlicherweise abhängig von staatlichen Subventionen für ihre Gewinne.

Private Equity Fonds haben in den letzten zehn Jahren die Unternehmen, die sie kaufen wollten, mit Schulden angehäuft,  um später mit mehr Schulden, die sie aufnahmen, diese Gelder dazu zu verwenden, sich selbst hohe „spezielle Dividenden“ auszuzahlen, um ihre Investitionen wieder hereinzubekommen, während sie jedoch diegleichen Beteilungsverhälnisse aufrechterhielten. Vor dem Jahr 2000 waren grosse Sonderdividenden nicht so häufig, erläutert Surowiecki.

Rezessionen im Vergleich: 1921 und heute

Die Staatsschulden sind nicht die Ursache, sondern eine Folge der Krise in der Euro-Zone.  Dennoch gibt es viele Kommentare und Korrespondenz in den Mainstream-Medien, die beharrlich darauf hinweisen, dass die verschwenderische Finanzpolitik für die Eurozone-Krise verantwortlich ist.

Die Fakten zeigen jedoch auf beiden Seiten des Atlantiks ganz eindeutig, dass die Staatsschulden erst nach dem Ausbruch der Krise gestiegen sind.

Ein Verfechter der fatalen Ideologie, dass es sich nicht um eine Krise, sondern um eine Staatsschuldenkrise handelt, ist Jörg Asmussen, Direktoriumsmitglied der EZB.

Aber auch in den USA werden zur Zeit die Stimmen, die behaupten, dass die Erholung von der Rezession 1920-21 die Sparpolitik von Warren Harding irgendwie rechtfertigt, wieder lauter.

Wissen aber die Leute, die solche Argumente vorbringen, was damals wirklich geschehen ist? Wie können sich diese Leute auf vage Eindrücke über eine ferne Zeitperiode mit falschen Daten verlassen, worauf sie sich als Bestätigung ihrer Überzeugungen beziehen, fragt Paul Krugman in seinem Blog.


Konsumenten-Preise während der Rezession von 1920-21, Graph: Prof. Paul Krugman

Montag, 23. Januar 2012

Bank of Israel senkt Benchmark-Zins auf 2,50%

Die Bank of Israel (BoI) hat heute den Benchmark-Zins um 0,25% auf 2,50% gesenkt.

Die BoI hatte die Zinsen im Verlauf des vergangenen Jahres viermal erhöht. BoI-Präsident Stanley Fischer hatte jedoch gegen Jahresende begonnen, den geldpolitischen Kurs erneut zu lockern.

Die Verbraucherpreise (CPI) waren im Dezember unverändert. Die monatlichen Daten deuten darauf hin, dass es in der zweiten Hälfte des Jahres 2011 eine signifikante Verlangsamung des Preisniveaus gab und der Preisanstieg annualisiert unterhalb der unteren Grenze des Inflationszielkorridors lag.

Die Inflation für das Gesamtjahr belief sich 2011 gemessen am Konsumentenpreisindex (CPI) auf 2,2%, was in der Mitte des Zielkorridors von Preisstabilität liegt.


Israel, Benchmark Zinssatz, Graph: Bloomberg

Schweizer Kerninflation Minus 1,1 Prozent

Die Kerninflation hat in der Schweiz im vergangenen Monat erneut einen negativen Wert verbucht: Minus 1,1%.

Die Schätzungen der Kerninflation sind nützlich, weil die am Konsumentenpreisindex (CPI) gemessene Teuerung kurzfristigen Schwankungen unterliegt.

Der getrimmte Mittelwert (TM15), der wie die Kerninflation ein geeigneteres Bild der Entwicklung der allgemeinen Inflation liefert, betrug im Dezember 0,0%. Im November war der Wert lediglich um 0,1% gestiegen.

Wie das von der SNB heute vorgelegte Monatsheft (Jan. 2012) darauf hindeutet, fällt die Inflation in der Schweiz in den negativen Bereich.

Gemessen am Produzenten- und Importpreisindex war in der Schweiz im Dezember innert Jahresfrist ein Preisrückgang von 2,3% festzustellen.




Schweiz: Kerninflation und der getrimmte Mittelwert, Graph: ACEMAXX ANALYTICS

PS: Der vorübergehende Anstieg der Teuerung im März 2011 ist im Wesentlichen auf einen Sondereffekt aufgrund eines höheren Erhebungsrhythmus der Preise für Bekleidung und Schuhe zurückzuführen.

Wie US-Wirtschaft Euro-Zone abhängt

Wie steht es um die Lage der USA? Nun, der Zustand der Wirtschaft bleibt schrecklich, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Is Our Economy Healing?”) in NYT.

„Es gibt aber Gründe, zu denken, dass die Wirtschaft sich endlich auf dem (langsamen) Weg zu besseren Zeiten befindet. Und wir würden uns nicht auf diesem Weg befinden, wenn Obama getan hätte, was die Republikaner forderten: eine Kürzung der Staatsausgaben oder eine Straffung der Geldpolitik durch die Fed“, unterstreicht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.

Warum lässt aber Krugman durch die Wolken ein bisschen Optimismus erblicken? Die jüngsten Wirtschaftsdaten fielen etwas besser aus. Noch wichtiger, dass es Anzeichen dafür gibt, dass die beiden grossen Probleme (Immobilienkrise und übermässige private Verschuldung) an der Wurzel des konjunkturellen Einbruchs sich endlich entspannen.

Es gibt natürlich noch grosse Risiken, v.a. das Risiko, dass Europas Probleme die Erholung in Amerika entgleisen könnten, erklärt Krugman. Und damit hängt eine Geschichte zusammen: eine Geschichte, welche von McKinsey Global Institute im aktuellen Bericht („Debt and deleveraging: uneven progress on the path to growth“) erzählt wird.

Der Bericht, der  die Fortschritte beim Schuldenabbau (deleveraging) beobachtet, dokumentiert wesentliche Fortschritte in den USA, im Gegensatz zum Fehlschlag in Europa. Und während der Bericht es nicht explizit zum Ausdruck bringt, ist es laut Krugman ziemlich klar, warum Europa schlecht dran ist als die USA: weil die europäischen Entscheidungsträger Angst davor hatten, falsche Dinge zu machen.

Sonntag, 22. Januar 2012

Eurozone: Es ist keine Staatsschuldenkrise

Jan Hatzius, Goldman Sachs Chefökonom sagt in einem lesenswerten Interview mit faz.net, dass er die Ansicht nicht teile, dass es in Europa eine Staatsschuldenkrise gebe.

Am Vorabend der Krise (im Jahr 2007) betrug die Neuverschuldung der 5 Krisenländer Griechenland, Italien, Spanien, Irland und Portugal weniger als 1% des BIP. „Das ist nichts Dramatisches“.

Von einer überhöhten Neuverschuldung in den Peripherieländern als Auslöser der Krise kann keine Rede sein, hebt Hatzius hervor.

„Es ist eine Krise der Zahlungsbilanz, die wesentlich aus dem Aufbau privater Schulden resultierte und die über private Kapitalzuflüsse in die Euro-Peripherie finanziert wurde“.

Stress am Interbankengeldmarkt nimmt etwas ab

Die Liquidität, die die EZB in Form von 3-Jahres-Tender (LTRO) zugeteilt hat, hat inzwischen den Stress mit der kurzfristigen Refinanzierung der europäischen Banken am Geldmarkt gelindert.

Im Gegenzug haben die Banken an der EU-Peripherie durch den Aufkauf von Staatsanleihen sich für Carry-Trade engagiert, v.a. am vorderen Ende der Ertragskurve, berichtet das Analysten-Team von Morgan Stanley in einer aktuellen Forschungsarbeit.


Der abnehmende Stress mit kurzfristiger Refinanzierung für Banken, Graph: Greg Peters,  Morgan Stanley

Private und öffentliche Verschuldung im Lichte des Potenzialwachstums

Paul Krugman stellt in seinem Blog die Verschuldung als Prozentsatz des Potenzial-BIP (potential output) dar. Es handelt sich dabei um nicht-finanzielle Schulden (warum, siehe hier). Die Daten beruhen auf Schätzungen des CBO. Und es ergibt sich die folgende bemerkenswerte Abbildung.

Was hier zu sehen, ist, dass es in den Bush-Jahren eine Explosion der Gesamtverschuldung gegeben hat. Seither hat sich die Verschuldung im Verhältnis zum Potenzialwachstum stabilisiert. Aber es gibt eine Umverteilung: während die private Verschuldung sinkt, steigen die Schulden der öffentlichen Hand an.

Das ist laut Krugman genau das, was geschehen muss: die Verschuldung der öffentlichen Hand erhält die Wirtschaft aufrecht, während die durch die Schulden eingeschränkte privaten Haushalte Schulden abbauen (deleveraging).


Private und öffentliche Verschuldung, USA, Graph: Prof. Paul Krugman

Samstag, 21. Januar 2012

Verschuldung und Verklärung

Alle zeigen sofort auf die USA, wenn es um die Staatsverschuldung geht. Wenn man sich aber in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften umschaut, welches Land die meisten Fortschritte in Bezug auf den Schuldenabbau macht, ist es Amerika, wie Ryan Avent in einem lesenswerten Artikel („The Nordic cure for a hangover“) in The Economist bemerkt.

Der Rückgang Amerikas Schulden hat viel mit der Welle von Zahlungseinstellungen (default) der Haushalte zu tun, die seit dem Ausbruch der Krise leiden. Aber es reflektiert auch die Nordic Deleveraging, wo die öffentliche Hand fiskalpolitische Straffung so weit verzögert hat, bis der private Sektor im Prozess des Schuldenabbaus vorankommt, legt Avent dar. Jede Kategorie der privaten Verschuldung (Finanz, Unternehmen und Haushalte) ist als Anteil am BIP gesunken. Die Verschuldung des Finanzsektors befindet sich auf dem Niveau von 2000. Die Verschuldung von Unternehmen, die nie so hoch war, ist auch gefallen. Genauso ist die Verschuldung der privaten Haushalte zurückgegangen.

Paul Krugman stimmt in seinem Blog zu, und hebt hervor, dass die USA besser daran sind, Schulden abzubauen als die Länder, die viel über die Übel der Verschuldung reden.

Krugman fokussiert auf nicht-finanzielle Schulden, weil das Geld, das die Banken einander verschulden, ein Spiegelbild der Struktur des Finanzsystems ist, als das Ausmass der Überschuldung im breiteren Sinne.


Verschuldung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Vergleich, Graph: The Economist

FDIC schliesst die ersten 3 Banken in diesem Jahr

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut The Washington Post drei kleine Banken in Georgia, Florida und Pennsylvania geschlossen.

Damit sind die ersten Banken im Jahre 2012 verstaatlicht worden, nachdem im Vorjahr insgesamt 92 Banken gescheitert waren.

Die Zahl der Bankschliessungen im Jahr 2011 markiert einen deutlichen Rückgang aus den beiden Vorjahren. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr hatten die Behörden 7 Banken geschlossen.

Die verstaatlichten  drei Banken verfügen über ein Anlagevermögen von insgesamt 635,6 Mio. $ und Einlagen von 622,9 Mio $. Die Kosten der geschlossenen drei Banken betragen für die öffentliche Hand  243,8 Mio. $.

Bankpleiten:
2012: 3
2011: 92
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Freitag, 20. Januar 2012

Tanz um Steuern für Reiche

Auch wenn es seltsam anmuten mag, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Taxes at the Top“) in NYT, dass er Mitt Romneys Schauspiel von Dance of the Seven Veils (Tanz mit sieben Schleiern) geniesse. Es sei an der Zeit, dass wir darüber diskutieren, bemerkt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises.

Das Thema seines Tanzes sind Steuern, und zwar seine Steuern. Obwohl die Offenlegung von Steuererklärungen eine gängige Praxis für politische Kandidaten ist, hat Romney es nie so getan und er hat zunächst versucht, das Thema abzublocken, legt Krugman dar. Romney hat gesagt, dass er nur rund 15% zahle. Er deutete dann an, seine Erträge für 2011 zu veröffentlichen.

Wenn Romney die Wahrheit über seine Steuern sagt, ist er eigentlich mehr oder weniger typisch wohlhabend. Der Hauptgrund, warum die Reichen so wenig Steuern zahlen, ist, dass das meiste ihres Einkommens in Form von Kapitalerträgen erfolgen, die zu einem maximalen Steuersatz von 15% versteuert werden, also weit unter dem Satz für Löhne und Gehälter. Die Frage ist also, ob Kapitalerträge (drei Viertel davon entfallen auf die oberste 1% der Einkommensverteilung) eine solche spezielle Behandlung verdienen?

Verfechter von niedrigen Steuern für die Reichen bringen zwei Argumente vor: die niedrigen Steuern für Kapitalerträge sind ein altehrwürdiges Prinzip und sie sind notwendig, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern. Beide Behauptungen sind falsch.


Spitzensteuersatz für Kapitalgewinne, Graph: Prof. Paul Krugman

TIPS mit einem negativen Zinssatz

Die Anleger haben gestern inflationsgeschützte Anleihen (TIPS) zum ersten Mal mit einem negativen Zinssatz gekauft.

Das amerikanische Schatzamt hat am Donnerstag 15 Mrd. $ TIPS (Treasury Inflation Protected Securities) mit 10 Jahren Laufzeit zu einer negativen Rendite von rund 0,046% verkauft. Die Investoren dürften dennoch Geld verdienen, weil das Endkapital sich anpasst (d.h. erhöht), wenn die Inflation steigt.

Die Investoren akzeptieren quasi kurzfristige Kosten um des langfristigen Gewinnpotenzials willen, wie FT („Investors seek safety of US Treasuries“) berichtet. Investoren, die der Eurozone den Rücken kehren, suchen im US-Anleihemarkt für TIPS Zuflucht.


Inflationsgeschützte US-Staatsanleihen (TIPS) 5 Jahre, Rendite, Graph: FRED, Fed St. Louis

Vier Mythen über Haushaltsdefizit und eine erschreckende Tatsache

„Versuchen Sie die aktuelle Oberflächlichkeit in der amerikanischen Politik zu ignorieren, wenn Sie es können und gehen Sie davon aus, dass das Defizit im Haushalt unter den grossen Themen der Wahl-Kampagne 2012 sein wird. Es sollte jedenfalls sein“,  schreibt Alan Blinder  in einem lesenswerten Artikel in WSJ.

Da jeder ein geringeres Defizit will, haben die beiden Parteien krass unterschiedliche Visionen davon, wie es erreicht werden soll, bemerkt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Leider ist die öffentliche Debatte über das Haushaltsdefizit voller Missverständnisse und Unwahrheiten. Daher will Blinder dafür sorgen, dass vier Mythen als falsch entlarvt werden:

Mythos 1: Das amerikanische Volk verlangt jetzt einen Abbau des Haushaltsdefizits wie nie zuvor.

Glauben Sie es nicht, unterstreicht Blinder. Wenn Sie Amerikaner nach dem Defizit fragen, werden sie sagen, dass sie es verabscheuen, wie immer. Aber Meinungsumfragen zeigen, dass das Haushaltsdefizit in Sachen Wirtschaft nirgendwo als „Staatsfeind Nr. 1“ erscheint. Die Menschen sorgen sich viel mehr über die hohe Arbeitslosigkeit, die schwache Konjunktur und dergleichen.

Donnerstag, 19. Januar 2012

Eurozone-Banken und Finanzierungsbedarf

Staaten und Banken ringen derzeit um die Aufnahme von Rekordsummen am Anleihemarkt. Dabei wird eine hohe Summe an Bankanleihen fällig.

Das Analysten-Team von Morgan Stanley schätzt den Finanzierungsbedarf der Banken in der Eurozone auf rund 1‘700 Mrd. Euro über die nächsten drei Jahren.

Für Deutschlands Banken beträgt die Summe rund 340 Mrd. Euro. Die grössten Posten entfallen auf die Landesbanken


Finanzbedarf der Banken in der Eurozone für die kommenden drei Jahre, Graph: Morgan Stanley

Arme Reiche?

Sollten wir uns Sorgen über Wohlhabende machen? Mitt Romney, der Politiker der Republikanischen Partei im Rennen um die amerikanische Präsidentschaft rühmt sich damit, dass er annähernd 15% Einkommenssteuer zahlt. Warum nicht 35%?

Der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates Massachusetts betont, dass sein Einkommen aus seiner früheren Tätigkeit als Investor (als Chef von Bain Capital, einer Private Equity Firma) in der freien Wirtschaft stamme. Die Erträge werden nun einmal niedriger besteuert.

Romney will dennoch die Steuerlast der Reichen entschieden verringern. Ari Fleischer, der ehemalige Pressesprecher des Weissen Hauses für US-Präsident George W. Bush versucht, auf Twitter Gründe dafür zu liefern, dass die Reichen heute mehr Steuerlast erfahren jemals zuvor.

Wie hat sich aber der Anteil des Einkommens in den vergangenen Jahren verändert? Damit befasst sich Mark Thoma in seinem Blog und zeigt die folgenden Fakten auf: Angaben des CBO (Congressional Budget Office) zufolge ist das Einkommen zwischen 1979 und 2007 gewachsen um

275% für die obersten 1% der Haushalte,
65% für die nächsten 19%,
knapp unter 40% für die nächsten 60% und
18% für die unteren 20%.


Entwicklung der Steuersätze für die Reichen, Graph: via Prof. Mark Thoma

PS: Das nächste Mal, wenn Politiker versuchen, zu argumentieren, dass die Reichen einen Anstieg ihrer Steuerlast erfahren, behalten Sie diese Abbildung im Gedächtnis.