Dienstag, 15. Januar 2013

LTRO-Rückzahlung und Überschussliquidität


Die Banken können in der Euro-Zone die Gelder, die sie von der EZB für 3 Jahre geliehen haben, wieder zurückzahlen: Die erste LTRO wird am 30. Januar und die zweite LTRO am 27. Februar fällig.

Das Research Team Europe von Morgan Stanley betont in einer heute vorgelegten Forschungsarbeit („Impact of LTRO payback“), dass die Rückzahlung von einer Reihe von Faktoren abhängt:

Von dem Grad der Fragmentierung im Bankensystem und Re-denomination-Risiko,
Von den Auswirkungen der negativen Zinsen für Einlagen auf die Überschussliquidität,
Von den Auswirkungen von financial repression,
Von dem Wunsch und der Fähigkeit, „Signal der Stärke“ im Markt zu senden.

Die Banken aus Nord-Europa könnten im ersten Quartal eine erhebliche Summe wie z.B. 100 bis 200 Mrd. Euro zurückzahlen (55% base case und 95% bull case). Die Rückzahlung hängt natürlich von der Aussicht der Banken in Bezug auf die Finanzierungsmöglichkeiten ab.

Es gilt in Erinnerung zu rufen, dass auf die Banken aus Italien und Spanien 2/3 der netto LTROs (3-Jahres-Tender) entfällt. Die Banken aus der EU-Peripherie können daher in base case 10 bis 20% der Gelder zurückzahlen, da sie die billige Quelle der Finanzierungsmöglichkeit gern beibehalten würden, als Sicherheit gegen Länderrisiko (sovereign risk).

Eine wichtige Frage lautet aber, welche sich die LTRO-Rückzahlung auf den Euribor auswirken würde?

LTRO und Depo Facility, Graph: Morgan Stanley, Research Europe
Die Banken aus Nord-Europa haben rund 465 Mrd. Euro als Einlagen bei den Zentralbanken liegen.

Eine kleine Rückzahlung hätte wahrscheinlich weniger starke Auswirkungen auf die Zinssätze am kurzen Ende des Marktes, zumal die Überschussliquidität über 500 Mrd. Euro verbleiben würde. Solange die Überschussliquidität mehr als 150 Mrd. Euro beträgt, würde EONIA weniger sensibel auf die Veränderungen von Überschussliquidität reagieren.


LTRO-Aufnahme, Graph: Morgan Stanley, Research Europe Team

Da aber die Banken die Option haben, wöchentlich Rückzahlungen zu leisten, ist zu erwarten, dass EONIA und Euribor sich in Richtung Refi Satz bewegen würden, falls die Marktbedingungen sich stabilisieren sollten. Es müsste also mit einem Anstieg von EONIA und Euribor gerechnet werden.


EONIA und LTRO-Rückzahlung, Graph: Morgan Stanley

Ein Anstieg von EONIA würde mit einem Anstieg von Euribor einhergehen. Der Euribor-EONIA Spread dürfte sich einengen. Ein Rückgang der Überschussliquidität der Banken (d.h. current accounts minus required reserves) würde zur Verbillungen von Sicherheit führen.

PS:

Überschussliquidität der Banken beläuft sich in der Euro-Zone zur Zeit auf 627 Mrd. Euro

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