Mittwoch, 20. März 2013

Zypern: Russisches Roulette versus EU


Zypern muss bis Ende Monat 5,8 Mrd. Euro finden, um Finanzierungshilfe durch die Eurogruppe zu sichern und die Unterstützung der EZB aufrechtzuerhalten.

Welche Rolle spielt Russland dabei? Würde Russland ein Darlehen im Wert von 5,8 Mrd. Euro gewähren, würde damit das Risiko einhergehen, dass sich die Schuldenstandsquote (debt/GDP ratio) für Zypern verschlechtert, was der IWF davon abhalten würde, das Hilfspaket mitzutragen. Es ist jedoch nicht klar, ob Russland bereit ist, Zypern auf diese Weise zu unterstützen.

Andererseits ist der  zypriotische Finanzdienstleistungssektor (nach innen und aussen) für rund 25% der Direktinvestitionen (FDI) in Russland verantwortlich, wie Jacob Nell und sein Team von Morgan Stanley in einer heute vorgelegten Analyse berichten. Es bedeutet zugleich eine Hauptquelle von Darlehen für Russland: 203 Mrd. $.


Ein Drittel der Direktinvestitionen (FDI) in Russland stammen aus Zypern, Graph: Jacob Nell, Morgan Stanley

Würde Zypern es wie auch immer auf eigene Faust schaffen, sich zu refinanzieren, würde Russland vielleicht die Bereitschaft an den Tag legen, die Bedingungen für das bestehende Darlehen in Höhe von 2,5 Mrd. Euro anzupassen, was z.B. die Laufzeit und Verzinsung betrifft.

Die russische Regierung scheint aber das Augenmerk in ersten Linie danach zu richten, dass die Last durch die Sonderabgaben auf Kundenguthaben zu minimieren, aus Sicht von russischen Unternehmen natürlich.

Per Ende Januar 2013 belief sich die Summe der Einlagen von nicht-EU-ansässigen Menschen auf Zypern laut Morgan Stanley auf rund 20,8 Mrd. Euro, was 31% der gesamten Einlagen entspricht, wovon 10 Mrd. Euro auf Unternehmen, 5 Mrd. Euro auf Banken und 5 Mrd. Euro auf private Haushalte entfällt.

Es ist anzunehmen, dass es sich dabei vorwiegend um russische Staatsbürger handelt, da viele russische Unternehmen ihre Finanzen durch zypriotisch aufgelegten Holding-Gesellschaften regeln. Es ist auch möglich, dass es darunter viele russische Bürger gibt, die einen EU-Pass haben und daher als zypriotische Sparer (oder EU-Bürger) gelten. Geht man von einem Betrag von 15 Mrd. Euro, würde der Haircut auf Bankkunden-Einlagen für Russland einen Verlust von 1,5 Mrd. Euro bringen.

Eine dritte Möglichkeit wäre, dass Russland an der Seitenlinie bleibt und das Hilfspaket für Zypern nicht unterstützt. Russland scheint zwar ein Teil der Lösung zu sein, aber die EU, der IWF und Deutschland dürften ohne Zweifel die Hauptrolle bei den komplexen Verhandlungen spielen.


Russland als Netto-Kreditgeber, Graph: Morgan Stanley

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