Dienstag, 16. April 2013

EZB-Studie über Vermögen im Euro-Raum und Fehlschlüsse


Ist Deutschland das ärmste Land des Euro-Raums, wie eine Studie der EZB nahelegt?

Die Tatsache ist, dass Deutschland wesentlich reicher ist als die südeuropäischen Länder wie z.B. Spanien, Griechenland und Portugal, schreibt Paul De Grauwe in Zusammenarbeit mit Yuemei Ji in einem lesenswerten Artikel („Are Germans really poore than Spaniards, Italians and Greeks?“) in voxeu.

Es gibt scheinbar ein Problem der Verteilug des Vermögens in Deutschland, bemerkt der an der London School of Ecnomics lehrende Wirtschaftsprofessor. 

(1) Das Vermögen in Deutschland ist im höchsten Grade im oberen Teil der Haushalte (im Hinblick auf die Einkommensverteilung) konzentriert. 

(2) Ein grosser Teil des Vermögens in Deutschland wird nicht durch private Haushalte gehalten, sondern wahrscheinlich durch die Unternehmen oder den Staat.

Daher mag es nicht sinnvoll sein, die „armen“ deutschen Haushalte zu bitten, Ressourcen nach Südeuropa zu liefern. Es dürfte aber viel mehr sinnvoll sein, solche Anforderungen an den reichen Teil der deutschen Privathaushalte und an Unternehmen zu stellen.

De Grauwe liefert eigene Abbildungen, um seine Analyse zu unterstreichen:


Kapitalstock (Anlagevermögen) pro Kopf, Graph: Paul De Grauwe & Yuemei Ji in voxeu

Das Problem ist jedoch, dass das Vermögen in Deutschland so ungleich verteilt ist, dass die weniger wohlhabenden Deutschen die Transferleistungen nach Südeuropa als unfair wahrnehmen, hält De Grauwe als Fazit fest.



Wealth top 20% / Wealth bottom 20%, Graph: Paul De Grauwe & Yuemei Ji in voxeu

PS: Auch Heiner Flassbeck befasst sich in seinem Blog mit der problematischen und wenig aussagekräftigen EZB-Studie.

Der ehemalige Chef-Ökonom der UNCTAD in Genf erklärt v.a., wie der Zusammenhang zwischen Strömen und Beständen verwechselt wird. Der Bestand des Vermögens, der Schulden oder Geldersparnisse sind weitgehend uninteressant. Wichtig ist es, die Ströme in Ordnung zu bringen, d.h. das Einkommen (Wachstum), die Nachfrage und die Investitionen.

Keine Kommentare: