Donnerstag, 18. April 2013

R & R: Das Buch versus das Paper


In der FAZ gibt es heute einen informativen Artikel („Kenneth Rogoff: Der Krisenökonom“) von Patrick Bernau über die derzeit hohe Aufmerksamkeit ziehende, berechtigte Kritik über die These von Reinhart und Rogoff (R&R), wonach das Wirtschaftswachstum schrumpft, wenn die Staatsverschuldung die Marke von 90% im Verhältnis zum BIP überschreitet.

Die These ist das intellektuelle Gebäude der Anhänger der harschen Austeritätspolitik, auch wenn die Wirtschaft schwer angeschlagen ist.
Es steht im Artikel zu lesen, dass das Ergebnis des Buches von Carmen Reinhart und Ken Rogoff selbst von Paul Krugman gelobt worden sei. Aber Krugman heute Rogoff kritisiere.

Es stimmt nicht ganz. Denn Krugman hält es für wichtig, zwischen dem Buch („This Time is Different“) und dem Paper („Growth in a time of debt“) der Autoren zu unterscheiden.

Das Paper hat durch das Buch unverdiente Glaubwürdigkeit bekommen. Und das Buch dürfte inzwischen durch das Paper entwertet worden sein. Aber Krugman betrachtet das Buch und die Forschungsarbeit als „ganz anders“.

Das Buch folgt einer soliden Strategie: Es konzentriert sich nur auf extreme Ereignisse und dann beschreibt es, was um die Ereignisse herum geschieht. Wegen der Heftigkeit des Schocks war es angemessen, daraus zu folgern, dass, was um Krisen passiert ist, in der Tat mit der Krise zu tun hatte, sodass Probleme in Sachen Kausalität ausgelassen wurde.

Das Paper hat hingegen so was nicht getan. Es hat auf einfache Korrelationen geschaut, ohne sich um die schwer entwirrbare Kausalität zu kümmern. Es war laut Krugman keine gute Sache für die Autoren. Und Reinhart und Rogoff  haben sich gegenüber Kritik schlecht verhalten, indem sie weiter gebuddelt haben, anstatt nach Treu und Glauben darauf einzugehen, was wirklich passiert ist.

Fazit: Die ganze Affäre zeigt, wie die Anhänger von Austeritätspolitik bemüht sind, trotz des zunehmenden menschlichen Leidens noch mehr harsche Sparmassnahmen in Europa zu fordern.

Die Austeritätspolitik ist gescheitert. Die Verfechter der harschen Austeritätspolitik liegen auf der ganzen Linie falsch. Die Zinsen schnellten sich nicht hoch. Es kam angesichts der QE-Politik nicht zu Verdrängung der privaten Investitionen durch öffentliche Kreditaufnahme (crowding-out). Die Inflation ist wegen des Anstiegs der Notenbankgeldmenge (monetary base) nicht durch die Decke geschossen. Und die Schuldenstandsquote (debt to GDP ratio) hat sich nicht verbessert, sondern verschlechtert.

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