Dienstag, 4. Juni 2013

Sorgt die QE-Politik für eine Verknappung der sicheren Anlagen?

Ein ehemaliger Hedge Fonds Manager hat neulich die Behauptung aufgestellt, dass die US-Notenbank das Schatten Banken System „auspresse“. Der Ankauf von Wertschriften durch die Fed am offenen Markt erwürge die Erholung der Wirtschaft statt zu fördern, lautet das Argument weiter. Stimmt es? Mit einem Wort nein, wie kürzlich in diesem Blog begründet wurde. Denn wer so argumentiert, sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht.

David Beckworth nimmt nun in seinem Blog dazu Stellung. Die Hauptgründe für die Verknappung von sicheren Finanzanlagen (safe assets) sind (1) die Zerstörung und die schwache Erholung der sicheren Vermögenswerten durch den Privatsektor seit Beginn der Finanzkrise, und (2) die erhöhte Nachfrage nach sicheren Anlagen, die in diesem Zeitraum entstanden ist.

Der an der Western Kentucky University lehrende Wirtschaftsprofessor präsentiert die folgende interessante Abbildung, um die Bedeutung des ersten Punktes zu unterstreichen.


Angebot an sichere Anlagen via Privatsektor & die öffentliche Hand, Graph: Gary Gorton in: The Safe-Asset Share, Jan 17, 2012, via David Beckworth

In der Abbildung ist ein Rückgang der durch den Privatsektor gelieferten sicheren Anlagen im Wert von fast 4‘000 Mrd. $ im Sog der Finanzkrise zu sehen. Die Käufe von Wertschriften hat mit dem abnehmenden Angebot der sicheren Anlagen durch den Privatsektor nicht direkt zu tun.

Der Rückgang des Angebots an sicheren Anlagen hat gerade dann stattgefunden, als die Nachfrage in Folge der Finanzkrise von 2008 anstieg. Seither sorgt eine Flut von schlechten Nachrichten (Euro-Krise, Verlangssamung des chinesischen Wirtschaftswachstums, Debatte über die Schuldenobergrenze, Fiscal-Cliff Disput) für eine weiterhin erhöhte Nachfrage nach sicheren und liquiden Anlagen, genauso wie die neuen regulatorischen Anforderungen für die Banken, mehr sichere Anlagen zu halten. Das ist laut Beckworth die Entwicklung, die das Schatten Banken System im Griff hat.

Dennoch ist es richtig, dass die Fed mit LSAP die Sicherheiten (collateral) im Schatten Banken System (shadow banking system) drückt, um auf diese Weise die private Produktion von sicheren Anlagen zu katalysieren. Die LSAP soll also die Wirtschaft ankurbeln und einen Anstieg der Preise der Vermögenswerte verursachen. Dies wiederum soll die aktuelle Nachfrage nach und das Angebot von financial intermediation erhöhen.

Unternehmen mit AAA-Rating könnten nämlich mehr Bonds ausgeben, um in Erwartung höherer Nachfrage in Zukunft Produktionskapazitäten aufzubauen. Finanzunternehmen dürften folglich im Angesicht des sich verbessernden Ausblicks der Wirtschaft mehr Kredite bereitstellen. Das ist der Punkt, der dynamische Effekt von LSAP, den die Kritiker wie Kessler übersehen.

Das Potenzial von LSAP, den Aufbau von sicheren Anlagen durch den Privatsektor zu fördern, ist nicht einfach theoretisch. Es scheint bereits stattzufinden: Abenomics in Japan. Aber auch in den USA mittels QE2 und QE3. Die folgende Abbildung zeigt die Schaffung von privaten sicheren Anlagen durch die QE-Politik.


LSAP und Angebot an sichere Anlagen via Privatsektor, Graph: Gary Gorton in: The Safe-Asset Share, Jan 17, 2013, via David Beckworth

M4 minus“ is M4 minus US-Treasury Bills. Die Messgrösse umfasst das Angebot an sicheren privaten Anlagen. Wie in der Abbildung zu erkennen ist, ist das Angebot an privaten sicheren Anlagen unter QE2 und QE3 gestiegen.

PS: Divisia M4 is eine breite Geldmenge, einschliesslich der Geldmarktpapiere wie z.B. Commercial Papers, handelbare CDs und T-Bills.

Und QE3 ist noch voll im Gang und fördert weiterhin die Schaffung von privaten sicheren Vermögenswerten. Der jüngste Anstieg der Rendite der US-Staatsanleihen deutet darauf hin, dass eine Umschichtung stattfindet, weg von US-Treasury Bonds ab in die privaten sicheren Anlagen. Es ist jedoch ein langer Weg, wie Beckworth darlegt, bis genug private sichere Anlagen da sind,um die Vollbeschäftigung beim nominalen BIP-Wachstum (NGDP) wiederherzustellen.


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