Mittwoch, 24. Juli 2013

Nicht Inflation, sondern Deflation ist die Gefahr

Die Fed folgt dem Konzept der Kerninflationsrate (core inflation) und beobachtet daher insbesondere die Entwicklung von Core PCE, wo die Preise für Lebensmittel und Energiesektor ausgeschlossen werden. Die Kerninflation gemessen an Core PCE beläuft sich derzeit auf nur 1,1% und deutet damit auf Deflation hin.

Die Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank sind wegen der Unbeständigkeit der Inflation besorgt und dürften demnächst, falls die Inflation nicht anziehen sollte, die aktuellen Anzeichen in ihren Überlegungen mitberücksichtigen, berichtet FT in einem lesenswerten Artikel („Inflation stays low and raises concerns for central bankers“) heute.

Auch Paul Krugman befasst sich heute in seinem Blog mit dem Thema „niedrige Inflation“. Auch wenn die Fed gerade versucht, die Great Recession zu bekämpfen, gibt es viel Lärm um die Inflation. Das Gerede betrifft zum Teil sogar Hyperinflation.

Die Leute, die wegen des starken Anstiegs der Notenbankgeldmenge (monetary base) vorausgesagt hatten, dass die Inflation durch die Decke schiessen würde, treten aber keinen Schritt zurück. Woran liegt es? Abgesehen von der ideologischen Tendenz hat es damit zu tun, dass die Ökonomen gern über galoppierende Inflation reden, argumentiert Krugman, weil es einfach ist, zu erklären: wenn man die Druckmachine betätigt, um das Haushaltsdefizit zu decken, dann hat man Inflation. Punkt.

Die vorhergesagte hohe Inflation ist jedoch nicht nur in den USA ausgeblieben, sondern sie ist überall weitgehend verschwunden.




Dreistellige Inflationsraten (1980-2012), Graph: Prof. Paul Krugman

Krugman liefert dazu gestützt auf die Daten von IWF (World Economic Outlook) die folgende Abbildung. Wie viele Länder haben eine dreistellige Inflation im Jahr erlebt?

Im Grunde genommen gab es eine Welle von Hyperinflation, verursacht durch das Chaos nach dem Zerfall des sowjetischen Imperiums, ähnlich wie nach dem Ersten Weltkrieg. Seither Zimbabwe und sonst kein Land.

Selbtst zweistellige Inflationsrate sind selten:




Zweistellige Inflationsraten (1980-2012), Graph: Prof. Paul Krugman

Es kam um 2008 herum zu einem kurzen Sprung, hauptsächlich dadurch, dass kleine Rohstoff exportierende Länder durch die Krise zu grossen Abwertungen gezwungen worden sind, was zu einem einmaligen Anstieg der Verbraucherpreise geführt hat, wie Krugman erläutert. Dann setzt sich der Abwärtstrend wieder fort.

Die Moral der Geschichte ist laut Krugman: (1) Die Lehrbücher der Volkswirtschaftslehre sprechen vielleicht zu viel über die hohe Inflation. Es mag pädagogisch ein schönes Stück sein. Aber es stellt in der heutigen Welt kein echtes Problem dar. (2) Die hohe Inflation passiert nicht einfach, nur weil die Entscheidungsträger eines Landes plötzlich verschwenderisch werden oder nicht von Kaiser Diokletian wissen. Es hat immer mit schweren politischen und sozialen Störungen zu tun. Um Milton Friedman auf den Kopf zu stellen, ist eine hohe Inflation nie und nirgeds ein rein monetäres Phänomen.

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