Freitag, 8. November 2013

Langzeitarbeitslosigkeit und Schäden für die Wirtschaft

Der IWF befasst sich auf der jährlichen Forschungskonferenz (Annual Research Conference) in Washington mit dem Thema „Krisen“. Es geht um die Ursachen und Folgen von Wirtschaftskrisen.

Paul Krugman, der an der Konferenz als Referat teilgenommen hat, macht in seiner lesenswerten Kolumne („The Multilated Economy“) am Freitag in NYTimes auf ein "Blockbuster-Paper" aufmerksam, wonach die Duldung der hohen Arbeitslosigkeit riesige Schäden in Bezug auf die langfristigen Aussichten anrichtet.

Seit die US-Wirtschaft in eine Rezession geriet, sind fünf Jahre und elf Monate vergangen. Die offizielle Arbeitslosigkeit bleibt hoch und sie wäre sogar noch höher, wenn nicht so viele Menschen aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden wären. Die Langzeitarbeitslosigkeit ist heute viermal so hoch wie vor der Rezession, unterstreicht Krugman. Die trockenen Zahlen bedeuten Millionen von menschlichen Tragödien – verlorene Häuser, zerstörte Karrieren und junge Menschen, die mit dem Leben nichts anfangen können.

Viele Menschen haben sich an die Politik gewandt, die Schaffung von Arbeitsplätzen in den Vordergrund zu rücken. Diese Bitten wurden jedoch von der herkömmlichen Besonnenheit überdröhnt, beschreibt Krugman weiter: Wir können nicht mehr Geld für die Arbeitsplätze ausgeben, weil es mehr Schulden bedeuten würden, lauten die Stimmen. Wir können nicht einmal die Arbeitslosen beschäftigen, um Strassen , Tunneln, Schulen usw. zu bauen. Kurze Sicht spielt keine Rolle. Wir müssen an die Zukunft denken.

Die bittere Ironie ist also, dass das Versagen, das Problem der Arbeitslosigkeit anzupacken, gleichzeitig die Opferung der Zukunft bedeutet. So sagen die Forscher von der Fed in der oben zitierten Analyse. Und Krugman bedauert es, zu sagen, dass er ihnen glaubt.



Die Langzeitarbeitslosigkeit ist heute in den USA viermal so hoch wie vor der Rezession, Graph: FRED Fed St. Louis



Der Forschungsarbeit nach hat der scheinbar endlose Abschwung via mehrere Kanäle langfristige Schäden angerichtet, sodas die Langzeitarbeitslose am Schluss wahrscheinlich als nicht-beschäftigungsfähig angesehen werden. Unternehmensinvestitionen hinken wegen der schwachen Verkaufszahlen. Neu Unternehmen werden nicht gegründet. Und bestehende Unternehmen knausern mit Forschung und Entwicklung.

Die Autoren deuten ferner darauf hin, dass die wirtschaftliche Schwäche Amerikas wirtschaftliches Potenzial bereits verringert hat, um mehr als 1‘000 Mrd. USD für mehrere Jahre. Die Beweise sind überwältigend, sodass daraus immense langfristige Schäden entstehen können, wenn Arbeitslosigkeit nicht eine wichtige politische Prioriät geniesst.

Es ist eine bittere Ironie, wiederholt Krugman, weil ein Hauptgrund ,warum in Sachen Arbeitslosigkeit so wenig unternommen wurde, ist, dass die Defizit-Schimpfer sich in den Mantel der langfristigen verantwortlichen Personen einhüllen und sich in der öffentlichen Meinung als Schulden-Senker identifizieren lassen.

Lässt sich der Schaden irgendwie umkehren? Die Fed-Forscher sind pessimistisch und Krugman befürchtet, dass sie wahrscheinlich recht haben. Amerika dürfte Jahrzehnte damit verbringen, für die falschen Prioritäten der vergangenen Jahre zu zahlen.

Keine Kommentare: