Mittwoch, 9. Juli 2014

Warnung der BIZ vor Preisblasen ist nicht gerade das Gelbe vom Ei

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) legt in ihrem kürzlich veröffentlichten und viel zitierten Jahresbericht den führenden Zentralbanken der Welt nahe, die expansive Geldpolitik aufzugeben und für Finanzstabilität zu sorgen. Begründung: Die Gefahr von Spekulationsblasen an den Finanzmärkten.

Bemerkenswert ist, dass die BIZ, die seit Anfang der Krise (intensiv zumindest seit 2010) vor Inflation warnt, nun einen Schwenk in eine andere Richtung macht: Finanzinstabilität. (PS: BIZ-Chefökonom hält Deflationsangst für überzogen).

Die dumme Behauptung, dass die Inflation wegen der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) durch die Decke schiessen würde, hat sich nicht bewahrheitet.

Wie haben die Zentralbanken auf die Ermahnung der BIZ reagiert? Mario Draghi hat sofort dazu Stellung genommen. EZB-Chef hat hervorgehoben, dass die Preisstabilität im Euro-Raum Vorrang hat. Auch Fed-Chefin Janet Yellen hat gesagt, dass die Geldpolitik nicht viel Raum hat, die Finanzstabilität zu gewährleisten.

Yellen hat vor allem unterstrichen, dass es dabei auf makroprudenzielle Massnahmen ankommt. Die globalen Bemühungen sollen gestärkt werden, um die Finanzstabilität sicherzustellen: Mehr Eigenkapital, hochwertiges Eigenkapital, höhere Liquiditätspuffer, strengere Arrangements für ein zentrales Clearing von Derivaten seien notwendig, um die enge Vernetzung (interconnectedness) unter systemisch wichtigen Finanzinstitutionen zu verringern. 

Die Befürworter der Angebotsökonomie vertreten die Ansicht, dass die Zentralbanken in den letzten paar Jahrzehnten die Zinsen „zu niedrig“ gesetzt haben. Gestützt auf diese Aussage behaupten nun viele Leute, auch an der Wall Street und bei der BIZ selbst, dass die Fed die Zinsen „künstlich niedrig“ halte und damit die Finanzstabilität gefährde.

Was ist aber die Schlussfolgerung daraus? Müssen wir, nur weil wir die Finanzmärkte nicht regulieren können oder wollen, ständig in Depression leben und hohe Arbeitslosigkeit in Kauf nehmen?

Was ist andererseits unter „künstlich niedrig“ zu verstehen?

Nach Wichsell gibt einen „natürlichen“ Zinssatz. Wenn der aktuelle Zinssatz unter dem „natürlichen“ Zinssatz notiert, kommt es zu Inflation. Und wenn der aktuelle Zinssatz über dem „natürlichen „ Zinssatz verbleibt, kommt es zu Deflation.

Nach Keynes hat die Zentralbank für eine angemessene Geldpolitik die Zinsen so festzulegen, dass es auf dem Niveau Vollbeschäftigung herrscht. Es kommt aber vor, dass die Wirtschaft, auch wenn die Zinsen nahe null liegen (zero lower bound) in Depression steckt. Dann bedarf es einer expansiven Fiskalpolitik.

Demzufolge wäre ein „unnatürlicher“ Zinssatz ein zu niedriger Zinssatz in dem Sinne, dass die Wirtschaft zu überhitzen droht und die Inflation rasch ansteigt. Das ist aber heute nicht der Fall, wie Paul Krugman beschreibt. Es gibt im heutigen Marktumfeld keine Hinweise darauf, dass die Zinsen im makroökonomischen Sinne zu niedrig sind.

Der makroprudenzielle Ansatz ist richtig. Zinserhöhung ist ein stumpfes Instrument, um für die Finanzstabilität zu sorgen, wie Mark Thoma betont.

Denn die Zinserhöhung betrifft ale Branchen, nicht nur die, wo die Instabilität vermutet wird und wegen eines besonderen Problems, das die Finanzinstabilität verursacht, nicht direkt angegangen werden kann. Es ist sicherlich besser, die Sektoren anzupeilen, wo es Probleme gibt.

Fazit: Die hard money-Leute liegen falsch. Der falsche Rat der Angebotsökonomen bei der BIZ ist nicht ernst zu nehmen.


Keine Kommentare: