Donnerstag, 12. Februar 2015

Deflation und Abkehr vom Goldstandard

Historische Analogien sind insbesondere in Krisenzeiten massgebend. In den 1930er Jahren sahen sich Notenbanken aufgrund der im Inland vorherrschenden disinflationären Kräfte veranlasst, Deflation ins Ausland zu exportieren. Die Rede ist natürlich von sog. „Währungskriegen“.

Heute ist festzuhalten, dass es immer schwieriger wird, trotz der latenten Gefahr die Last der Deflation ins Ausland zu verlagern. Warum? Weil die Währungen relative Preise sind und nicht alle Länder gleichzeitig Deflation exportieren können.

Als die Bank of England (BoE) am 19. September 1931 den Goldstandard aussetzte, entstanden mit der Abwertung des Pfund Sterling (GBP) gegenüber dem Gold und den anderen Währungen, die an Gold gebunden waren, zwei Blöcke von Volkswirtschaften. Der eine Block (Norwegen, Schweden und Dänemark) folgte sofort Grossbritannien, und verliess damit den Goldstandard.

Und der andere Block (USA bis 1934, Frankreich, Deutschland und einige kleinere Volkswirtschaften) blieb noch an Gold gebunden. Die Volkswirtschaften, die den Goldstandard frühzeitig aufgaben, konnten die Deflation tatsächlich exportieren, und damit ihre Wettbewerbsposition im Aussenhandel auf Kosten der Goldblock-Länder erheblich verbessern (beggar-thy-neighbour-Politik).


Deflation während der Great Depression, Graph: Morgan Stanley


Ein wichtiger Unterschied ist heute, dass es damals ein festes Wechselkurssystem gegeben hat. Die Analysten von Morgan Stanley liefern zum Thema ein paar sehenswerte Abbildungen und fassen drei Lehren aus den 1930er Jahren zusammen:

(1) Es waren deflationäre Impulse im Inland, die die Entscheidungsträger veranlassten, Deflation auf die Handelspartner aufzubürden. (2) Nicht jedes Land kann Deflation gleichzeitig exportieren. Die Länder, die früher reagierten, profitierten davon auf Kosten der Länder, die sich später auf eine beggar-thy-neigbour-Politik besannen. (3) Die gute Nachricht ist, dass die geldpolitische Lockerung für jedes Land vorteilhaft war.


Lowflation während der Great Recession, Graph: Morgan Stanley

Selbst wenn die geldpolitischen Massnahmen (einschliesslich Liquiditätsversorgung des Systems) heute eine Notlage am Finanzmarkt verhindern mögen, ist es nicht genug, den bereits entstandenen Schaden ungeschehen zu machen. Man denke an die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit in Europa.

Aufgrund der Verzerrungen am Finanzmarkt reicht es m.a.W. nicht aus, eine ernsthafte Rezession zu unterbinden. In solchen Umständen ist es notwendig, die Ausgaben der öffentlichen Hand zu erhöhen, um den Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage im Privatsektor auszugleichen, wie Barry Eichengreen in seinem lesenswerten neuen Buch unterstreicht.

Um die genannten Probleme anzupacken, hätte es mehr Staat, nicht weniger bedurft, argumentiert der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor weiter.





Abkehr vom Goldstandard: Die Länder mit dem frühzeitigen Ausstieg (Early Movers) profitierte auf Kosten der Nachzügler (Late Movers), Graph: Morgan Stanley

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