Mittwoch, 27. April 2016

Multiplikatoreffekt in Depression

Es gibt eine weit verbreitete Vereinbarung („Estimating Fiscal Multipliers“) unter Ökonomen, dass die fiskalischen Multiplikatoren in Rezessionen grösser sind als in normalen Zeiten.

Zum Beispiel sagen Lawrence Christiano, Martin Eichenbaum und Sergio Rebelo in einer Forschungsarbeit („When is the Government Spending Multiplier Large?“), dass die Multiplikatorwirkungen der Staatsausgaben grösser als eins sein können, wenn die nominalen Zinsen nahe null (zero lower bound) liegen.

Richard Murphy schreibt, dass die britische Regierung und OBR davon ausgehen, dass die Austerität Wirtschaftswachstum auslöst und das Haushaltsdefizit daher gekürzt werden müsse. Das Problem ist, dass alle Beweise zeigen, dass das Gegenteil der Fall ist: Ausgabenkürzungen schränken das BIP ein. Und Ausgabenerhöhungen steigern das BIP.

Chris Dillow meint dazu, dass Vorsicht geboten ist, weil der Zusammenhang manchmal für falsche Schlussfolgerungen interpretiert werden kann. Denn es gibt ökonomische, aber auch politische Aspekte, die mit berücksichtigt werden müssen.



Europa und Haushaltskonsolidierung, Graph: Olivier Blanchard and Daniel Leigh: IMF Working PaperGrowth Forecast Errors and Fiscal Multipliers“, Jan 2013


Die Multiplikatoren sind nämlich nicht immer gross: sie variieren („Growth Forecast Errors and Fiscal Multipliers“).

Ein wichtiger Faktor ist dabei der monetäre Ausgleich. Wenn die Inflation um den Zielwert der britischen Notenbank notieren würde, würde die Bank of England (BoE) auf eine expansive Fiskalpolitik mit Zinserhöhung reagieren, und damit den Multiplikator verkleinern.

Ob der Policy-Mix (Geld- und Fiskalpolitik) angemessen ist, mag dahin gestellt seit. Es ist eine Angelegenheit für eine Debatte, erklärt Dillow.

Fazit: Dieselbe Multiplikatorwirkung fiskalpolitischer Massnahmen gilt nicht für alle Zeiten und alle Länder. Multiplikatoren können höher oder niedriger über die Zeit und für die Länder sein.


(*)
Der fiskalische Multiplikator gibt an, wie sich das BIP auf veränderte Staatsausgaben (oder Einnahmen) für einen bestimmten Zeitraum verändert.


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