Dienstag, 7. Juni 2016

Negative Umlaufrendite in Deutschland

Die Umlaufrendite der deutschen Bundespapiere ist gestern erstmals unter null Prozent gefallen: minus 0,02%.

Das bedeutet, dass der deutsche Fiskus mit Schuldenaufnahme Geld verdient. Bemerkenswert ist vor diesem Hintergrund, dass WolfgangSchäuble, Bundesfinanzminister weiterhin an der Politik „Schwarze Null“ festhält: Das heisst, dass die Ausgaben der öffentlichen Hand nicht erhöht werden dürfen.

Dabei könnte der Staat mit Kreditaufnahme mehr Geld einnehmen, wenn man sich v.a. vergegenwärtigt, dass Deutschland nach Angaben von DIW eine Investitionslücke von rund 100 Mio. EUR hat. Insbesondere ist der Verkehrsbereich laut Marcel Fratzscher unterfinanziert.



In Deutschland ist die sog. Umlaufrendite erstmals in der Geschichte in den negativen Bereich gerutscht, Graph: FastFT

Umlaufrendite = Die Durchschnittsrendite der im Umlauf befindlichen Bundesanleihen.



Die Argumentation, dass Deutschland Vollbeschäftigung hat und die Kapazitäten voll ausgelastet seien, greift zu kurz, weil man (1) die Unterbeschäftigung nicht vernachlässigen darf und (2) die Inflation seit mehreren Jahren unter dem Zielwert der EZB verläuft, was darauf hindeutet, dass die Nachfrage in Binnenwirtschaft zu schwach ist. 

Die Entwicklung der Zinsen ist vom Rückgang der Inflation geprägt. Das ist wiederum auf die disinflationäre Wirtschaftskonzeption mit Lohnmoderation zurückzuführen. Es ist der Stand der Wirtschaft, der auf das Zinsniveau einwirkt. Die Niedrigzinsen gehen daher nicht auf die Kappe der EZB.

Es ist die übermässige restriktive Fiskalpolitik in der Eurozone, die Gürtel enger zu schallen, wo es keine unmittelbare Notwendigkeit gibt, während v.a in Deutschland ein finanzpolitischer Spielraum vorhanden wäre. 

Die von Brüssel und Berlin angestrebten Strukturreformen sind nicht erstrangig, um es noch einmal zu unterstreichen. Sparmassnahmen sind auf alle Fälle kontraproduktiv, wenn viele Menschen arbeitslos sind.




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