Montag, 12. September 2016

Anleihen treiben globale Risikopapiere


Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit hat am Freitag ins Plus gedreht. Damit liegt die Rendite erstmals seit Mitte Juli wieder im positiven Bereich.

Der Auslöser war wahrscheinlich der Standpunkt der EZB auf der Pressekonferenz am Donnerstag, die geldpolitische Lockerung vorerst nicht weiter voranzutreiben. Auch die Fed hat am Freitag angedeutet, die Zinsen früher als bislang erwartet anzuheben.

Nach dem Einbruch an der Wall Street am Freitag fallen nun am Montag die Aktienkurse auch an den meisten Börsenplätzen Europas.

Die Entwicklung zeigt im Grunde genommen, dass ein vorbeugender Ansatz der Geldpolitik zu viele Risiken trägt, z.B. durch eine Verschlechterung der Wachstumsaussichten und durch einen Anstieg der Realzinsen, was möglicherweise das Potential hat, Druck auf den Preis der riskanten Anlagen (sprich: Aktien) zu setzen.



Die Rendite der deutschen Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit klettert wieder über die Null-Marke, nach 1 ½ Monaten, Graph: Bloomberg


Eine Vielzahl von Analysten ist sich einig, dass die Aktienmarkt-Rally bisher von den niedrigen Anleiherenditen gestützt wurde. Der Anstieg der Renditen ist daher in Abwesenheit von höheren Erträgen kein gutes Zeichen für die Risikopapiere (risky assets), wie Morgan Stanley in einer Analyse heute unterstreicht.

Wenn man bedenkt, dass die Aktien in den fortentwickelten Märkten (DM) mit einem Aufschlag im Vergleich zu den sog. Schwellenmärkten (EM) gehandelt werden, wird es augenfällig, dass die Vermögenswerte in den Industrieländern einem gewissen Risiko ausgesetzt werden, wenn die Anleihepreise fallen.

Die Renditen werden aber nicht nur durch die anhaltende Fed-Debatte über die Zinspolitik getrieben. Der Startschuss des Rendite-Anstiegs ist vor Kurzem in Japan gefallen.

In Japan findet derzeit eine lebhafte Debatte über die Verbundenheit zwischen der Profitabilität des Finanzsektors und der Deflation statt, wie Morgan Stanley weiter berichtet.

Die Idee ist, dass der Finanzmarkt, wenn man die Risikofähigkeit des Sektors (via stimulus by the BoJ) unterstützt, angespornt würde, das Kapital in höhere Produktivität zu lenken.

Dem Ansatz nach verstärkt die schwache Beschaffenheit des Banken-Sektors seit geraumer Zeit die deflationären Tendenzen, wenn sie sie nicht gänzlich ausgelöst hat. Daher würde eine steilere (*) Ertragskurve (yield curve) Banken und Versicherungsgesellschaften zu Gute kommen, die eigene Ertragssituation zu verbessern.

Die globalen Spillover-Effekte wären aber ohne Zweifel kontraproduktiv. Denn wenn v.a. die Idee dazu dienen soll, Zinserhöhungen durch die Zentralbanken im gegenwärtigen Umfeld der Wirtschaft zu rechtfertigen, dann ist äusserste Vorsicht geboten.

Secular Stagnation stellt derzeit in der Tat ein reales Risiko dar. Angesichts der Nachfrageschwäche, der Niedriginflation, der anhaltenden Produktionslücke und der Unterbeschäftigung drängt sich zurzeit keine geldpolitische Straffung auf.



Die Rendite der britischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist auf 0,89% gestiegen, Graph: FastFT




(*)

Die BoJ hat offenbar aus diesem Grund den Ankauf der längerfristigen Wertpapiere am offenen Markt eingestellt, weil durch die QE-Politik (Verkauf von kurzfristigen Papiere versus Kauf von langfristigen Papieren) die Rendite-Kurve sich in Japan zuletzt stark verflacht hatte.






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