Dienstag, 8. November 2016

ESBies: Kommt European Safe Bond oder nicht?

Die Idee von „European Safe Bond“, die vor ca. fünf Jahren in den akademischen Kreisen die Runde gemacht hatte, scheint jetzt wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken.

Ein Experten-Gremium des Europäischen Ausschusses für Systemrisiken (European Systemic Risk Board), das dem EZB-Präsidenten Mario Draghi Bericht erstattet, befasst sich mit dem Thema.

Benoît Cœuré, Direktoriumsmitglied der EZB, hat vergangene Woche in einem Vortrag an der Harvard University das Konzept angeschnitten.

Die Idee von ESBies wurde zum ersten Mal von Markus Brunnermeier im Jahr 2011 vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine sichere Anleihe, die von einer privaten Institution oder einer öffentlichen Behörde (z.B. ESM als European Agency) ausgegeben wird. Der Emittent kauft EUR Staatsanleihen auf, bis zu 60% des EWU-BIP und bildet ein Portfolio zusammen und gibt damit (d.h. via Verbriefung) European Bonds aus: in junior und senior Tranchen.

Wenn ein Mitgliedstaat im Euro-Raum Zahlungsunfähigkeit (default) erklärt, wird davon in erster Linie die junior-Tranche (die mit Risiken behafteter Teil der Anleihe) der European Bonds betroffen. Die Ausfälle sollen also von privaten Gläubigern (junior bondholders) getragen werden.

Mit dem dazu zugrundeliegenden Ansatz wollen die Protagonisten nach eigenen Angaben die grenzübergreifende „Flucht in Sicherheit“ in „Flucht von European junior Bonds in European safe bonds“ umleiten.


Der Teufelkreis (mit einem zweifachen Rückkopplungseffekt) zwischen Staatsschulden und Banken, Graph: Markus Brunnermeier in: ESBies: Safety in the tranches, Working Paper Series, No 21, Sept 2016, ESRB


Da die EU-Länder weiterhin ihre eigenen Staatspapiere ausgeben und keine Garantien bestehen, gibt es keine gegenseitige Verpflichtung (no mutualization) der Länder, unterstreicht Brunnermeier. Die politische Hürde in Sachen Eurobonds würde damit fallen, so die Erwartung.

Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor erklärt das ganze Konzept in seinem kürzlich erschienenen, lesenswerten Buch („The Euro and the Battle of Ideas“) im Kapitel 11 ausführlich.

Dem Autor geht es v.a. darum, den Teufelskreis („diabolic loop“) zwischen Staatsschulden und Banken zu durchbrechen.


Der Verlauf der Rendite der Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit im Euro-Raum, Graph: Bloomberg


Kritiker sehen European Safe Bonds als verkappte Eurobonds. Doch eine solche (gemeinsame) Anleihe, die quasi von allen EUR-Ländern getragen wird, ist sicher einen Versuch wert, anstatt die angeschlagenen Länder (v.a. an der Peripherie) durch die abwegige Austeritätspolitik von Brüssel und Berlin weiterhin zum Kaputtsparen zu quälen. 

Die Spatzen pfeifen es mittlerweile von den Dächern, dass das Wachstum und Beschäftigung ausschliesslich durch Sparen und Lohnzurückhaltung nicht zu erreichen sind.



Wie die Bilanz des Emittenten von European Safe Bonds aussehen würde, Graph: Markus Brunnermeier in: ESBies: Safety in the tranches, Working Paper Series, No 21, Sept 2016, ESRB

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