Montag, 20. Juli 2009

Stimulus-Paket und Produktionslücke

Es ist unumstritten, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit und sinkende Einkommen sich negativ auf die Wirtschaft auswirken. Verbraucher sind verunsichert. Das Sparverhalten der Haushalte hat sich daher inzwischen vollkommen verändert. Die aktuellen Daten (Mai 2009) zeigen, dass amerikanische Haushalte rund 6,9% des verfügbaren Einkommens sparen. Das ist der höchste Stand seit 15 Jahren. Volkswirte und Politiker diskutieren nun über die Grösse des US-Stimulus-Pakets. Nobelpreisträger Paul Krugman vertritt die Ansicht, dass das Stimulus-Programm nicht gross genug ist, die Produktionslücke (output gap) zu schliessen. Das Fiskalpaket müsse laut Krugman aggressiv genug sein, um etwas nahe der Vollbeschäftigung zu erreichen. Auch Nouriel Roubini findet das Fiskal-Stimulus-Paket „zu klein“.


Okun’s Law: The Output Gap, Graph: Arnold, Fed St. Louis Review, July/August 2009

Der Ausgangspunkt ist das Okun’sche Gesetz, welches die Wechselwirkung zwischen dem realen BIP und der Arbeitslosigkeit beschreibt. Die Hauptaussage lautet, dass die Arbeitslosigkeit steigt, wenn das Wirtschaftswachstum niedriger ist als das potenzielle Wachstum. Anhand der Koeffizienzrate des Okun’schen Gesetzes lässt sich dann errechnen, um wieviel Prozent das reale BIP steigen muss, um die Arbeitslosigkeit dementsprechend zu reduzieren. Beträgt der Koeffizient 2, bedeutet dies, dass ein Anstieg des BIP um 2% die Arbeitslosigkeit um 1% reduziert.

Potenzialwachstum ist vereinfacht formuliert das reale Bruttoinlandprodukt (BIP), welches bei Normalauslastung der Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital erreichbar ist. Mit Hilfe des Potenzialwachstums wird auch die Produktionslücke (output gap) geschätzt. Der potenzielle Output kann eben nicht direkt beobachtet werden, er muss geschätzt werden. Bestimmungsfaktoren des Potenzialwachstums sind (1) das Arbeitsangebot, (2) die Produktivität und (3) der Kapitaleinsatz.

Ein aktueller Essay der Fed St. Louis („The Challenges of Estimating Potential Output in Real Time”) befasst sich mit dem Thema. Der Autor beschreibt die von CBO (Congressional Budget Office; eine Behörde des US-Kongresses) verwendete Methode, um das Potenzialwachstum zu schätzen. Er skizziert einige Vor- und Nachteile des CBO-Ansatzes und stellt Herausforderungen im Zusammenhang mit der Schätzung und der Projektion des Produktionspotenzials dar. Das CBO-Modell zur Schätzung des Potenzialoutputs basiert allerdings auf einem neoklassichen Wachstumsmodell (Solow), einschliesslich einer Cobb-Douglas-Produktionsfunktion für den ausserlandwirtschaftlichen Sektor mit zwei Input-Faktoren (Arbeit und Kapital).

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